Bildwaffen

Die Fotografie hat schon lange ihr Funktion als Dokumentation der Wirklichkeit weitgehend verloren, sie schafft selbst Realitäten. Das beginnt mit Standpunkt, Perspektive und Ausschnitt bei der Aufnahme und wird heute in der Postproduktion mit Bildbearbeitung fortgesetzt. Oft werden Ereignisse auch für die Kamera eigens inszeniert.

Meister darin ist die „Identitäre Bewegung“, eine neue Formation modern und hipper auftretender Rechter. Sie empfinden sich als letzte Generation, die die deutsche Ethnie vor Überfremdung noch retten kann, und legen dabei großen Wert auf die visuelle Kommunikation. Fotos und Filme, in denen sie ihre Aktionen dokumentieren und in den sozialen Netzwerken verbreiten, sollen als „Bildwaffen“ emotionalisieren und Aufmerksamkeit erregen. In einem Leitfaden zur Bildgestaltung heißt es, ein Foto müsse „Macht, Kraft und Sieg symbolisieren“, deshalb eine Froschperspektive von unten nach oben und immer Fahnen oder andere Symbole im Bild.

In ihrer neusten Aktion „Defend Europe“ wollen die Identitären im Mittelmeer mit Booten Rettungsschiffe behindern und ihre Besatzung beim Auffischen von Flüchtlingen stören. Das gibt sicher wieder viele Bilder für das rechte Fotoalbum. (21.07.2017)

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Ein Foto der “Identitären Bewegung”: Ist das nicht romantisch und symbolträchtig: Ein Aktivist/eine Aktivistin (?) mit Haaren im Wind stellt sich einem Rettungsschiff entgegen. Quelle: Website der IB.

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