Körpermodifikation

Nach einer aktuellen Studie an der Universität Leipzig nimmt die Anzahl der Personen, die sich einer Körpermodifikation unterziehen, laufend zu. In einer Befragung wurden Daten zu Tattoos, Piercings und Körperhaarentfernungen erhoben. Die Entfernung von Haaren wird eigentlich nicht zu den Körpermodifikationen gezählt, da sie mit keinem verletzenden Eingriff in den Körper verbunden sind. Einige Befunde: In der Körpermodifikation führen die Frauen: Etwa die Hälfte der Frauen zwischen 25 bis 34 Jahren tragen ein Tattoo, rund ein Drittel der Frauen zwischen 14 und 34 sind gepierct, bei den Männern sind es nur 14%. Was sind die Gründe für derartige, oft schwer rückgängig zu machende Eingriffe.

In vielen Kulturkreisen hatten Veränderungen am Körper eine rituelle Bedeutung, z.B. als Initiationsritus im Übergang vom Kind oder Jugendlichen zum Erwachsenen. Dabei spielte sicher auch das Aushalten von Schmerzen bei den früher blutigen Eingriffen eine Rolle. Der Psychologe Erich Kasten sieht in Körpermodifikationen eine Art der Autoinitiation, eine sichtbare Markierung des Erwachsenenseins. Dafür spricht, dass ein Großteil der Piercings und Tattoos zwischen 16 und 24 Jahren gestochen wird.

Ein wichtiges soziales Motiv ist die Kennzeichnung der Gruppenzugehörigkeit. In bestimmten kulturellen und subkulturellen Gruppen sind derartige Eingriffe Ausdruck der Zugehörigkeit und eines Wirgefühls. Stämme und Clans haben sich schon früher durch körperliche Zeichen voneinander abgegrenzt. Früher trugen nur Seeleute, Knastbrüder und Prostituierte Tattoos zur Schau. Durch die weite Verbreitung und die zunehmende Akzeptanz verliert diese Abgrenzung aber an Bedeutung.

Diese beiden ursprünglichen Motive werden heute durch ein ästhetisches Motiv überdeckt: Die meisten Personen mit Tattoos und Piercings geben die Verschönerung des Körpers als Grund für die Eingriffe an. Damit verlieren Körpermodifikationen ihr Image des Rebellischen und Subkulturellen, sie werden zu einer averbalen visuellen Kommunikation, um Jugendlichkeit und Aufgeschlossenheit zu signalisieren. (16.10.2017)

An_Evening_Under_the_Needle

Maggy, under the needle of Jason G., of Flaming Dragon Tattoo in Tacoma, WA. www.flamingdragon.com. Foto: Ray Elliott, Wikimedia Commons.

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