Malediktologie

So heißt die Wissenschaft vom Fluchen und Schimpfen, wie es sich gehört mit eigener Zeitschrift „Maledicta. The International Journal of Verbal Aggression“. Diese Disziplin der Soziolinguistik hat Reinold Aman gegründet, ein niederbayrischer Chemieingenieur, der später Assistant Professor für Deutsch an der University of Texas wurde. Auf einer von ihm betriebenen Website gibt er an, ca. 220 Sprachen und Dialekte der letzten 5000 Jahre ausgewertet zu haben, besonders fündig wurde er in Bayern und in Österreich! Fluchen und Schimpfen ist sozialpsychologisch wichtig: Einerseits hat es eine Selbstschutzfunktion, wenn man sich einem Menschen oder einer Institution gegenüber ohnmächtig fühlt. Andererseits kann es handgreifliche Auseinandersetzungen auslösen, wenn man öffentlich das Maul aufreißt. Mein ehemaliger Linguistik-Chef Prof. Erich Straßner hat etliche Gutachten für Gerichtsverfahren geschrieben, ob z.B. ein Wort wie „Dackel“ oder „Depp“ einen Sprechakt der Beleidigung darstellt. Hier eine kleine Liste meiner Lieblingsschimpfwörter:

  • Begatterich (Ehemann)
  • Hirnwichser (Intellektueller)
  • Winseltüte (Synonym für Jammerlappen)
  • Schneebrunzer (lächerlicher Mann)
  • Gesinnungsakrobat (Opportunist)
  • Freibiergesicht (einer, der immer zur Stelle ist, wenn es etwas umsonst gibt)
  • Besoffski (trinkfreudiger Mensch)
  • Schiffschaukelbremser (kräftiger, aber dummer Kerl)
  • Arschkaffer (dummer, unzuverlässiger Mensch)
  • Zwickelstenz (kleiner Zuhälter)

Aus Herbert Pfeiffer: Das große Schimpfwörterbuch. Frankfurt am Main: Eichborn, 1997 (02.06.2016)

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