Bäm

Das Motiv von Bruce Lee gibt es auf Premium-T-Shirts im Web zu kaufen, also vermutlich sind die Stencils eine Werbekampagne. Das lautmalende (onomatopoetische) Wort „bäm“ gehört(e) zur Jugendsprache und bedeutet so viel wie „cool oder „endgeil“, es stand 2009 auf Platz 2 der Jugendwort-Aktion des Langenscheidt-Verlags. Wie fast alle Jugendworte war „bäm“ umstritten, denn viele Jugendliche benutzen das Wort nicht oder kennen es gar nicht. (02.05.2016)

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Das Stencil habe ich an einem Telefon-Schaltschrank im Stadtteil Wanne in Tübingen gefunden. Foto: ST.-P. Ballstaedt

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Creative Colouring

Nach Zentangle ein neuer Mal-Trend, wieder aus Amerika und wieder als Therapie gegen Stress angepriesen: Erwachsene malen Strichbilder aus. Anders als bei den Mandalas gibt es verschiedenste Motive, von Gemälden von van Gogh bis zu Märchen und Fantasy. Kreativ ist dabei nur die Auswahl der Farbstifte, wenn man einen größeren Kasten von Faber-Castell, Staedler oder Lyra besitzt. Der Rest ist das brave Beachten von Strichbegrenzungen. Aber besser Buntstifte als Schwarzmalerei. (01.05.2016)

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Vorlage aus Enchanted Forest von Johanna Basford ausdrucken und ausmalen. Malbücher für Erwachsene stehen bei Amazon auf der Bestsellerliste Quelle: Amazon

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Verwehrti Liebi

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Hier hat sich ein Schweizer Aufkleber nach Neckarsulm verirrt: Die Ultras des SC-Langenthal, einer Gemeinde im Kanton Bern, haben offenbar Stadionverbot bekommen. Foto: St.-P. Ballstaedt (29.04.2016)

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Aktfotos

Sozusagen ein Nachtrag zum vorigen Beitrag über Sexismus. In den Gängen des Köpenicker Rathauses war eine Ausstellung von 20 Berliner und Brandenburger Fotoclubs zu sehen, darunter auch zwei Aktfotos. Die wurden von der Kulturamtsleiterin mit der Begründung abgehängt, dass die Fotos religiöse Gefühle von Menschen mit Migrationshintergrund verletzen könnte. Das ist doch eine beeindruckende Willkommenskultur, die auf die Gefühle unserer möglichen neuen Mitbürger und Mitbürgerinnen Rücksicht nimmt (wenigstens was diesen Bereich betrifft). Rein präventiv sollte man auch explizite Bilder von Rubens, Renoir oder Schiele aus den Museen entfernen oder wenigstens die erogenen Zonen überkleben, damit die Gefühle nicht Schaden nehmen, falls diese Stätten unserer Leitkultur von Personen mit Migrationshintergrund besucht werden. (28.04.2016)

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Ein Aktfoto möchte ich meinen Besuchern nicht zumuten, für Lüstlinge einen Link zu einem Artikel der Berliner Zeitung (BZ). Dazu auch meine Beiträge über Bildtabus und religionskritische Karikaturen.

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Sexismus

Justizminister Heiko Maas (SPD) hat die sexistische Werbung entdeckt und lässt ein Gesetz gegen sie ausarbeiten (mit Hilfe einiger feministischer Aktivistinnen, siehe SPIEGEL 16/2016, S.34). Was ist sexistische Werbung? Wenn der weibliche – und nicht zu vergessen männliche Körper – nur als erotischer Blickfang eingesetzt wird, ohne sachlichen Bezug zum Produkt. Beispiele: Eine flotte Sekretärin steht als Testimonial an einem Kopierer, das geht nicht. Hingegen für ein Duschgel darf mit nackter Haut geworben werden. Vor allem Frauen dürfen nicht als Objekte der Begierde gezeigt werden, obwohl viele Frauen dies selbst gern tun: Sänger/innen, Filmstars, Models und auch manche Hausfrau möchte gern Carmen sein. Man schaue sich einmal Selfies junger Männer und Frauen an. Aber hallo!

Es gibt zweifellos geschmacklose und dämliche Werbung, aber gegen die hat man zwei Mittel: Eine Beschwerde beim Werberat, meist bringt die aber nicht mehr als eine Rüge. Oder ein Boykott des beworbenen Produkts, das ist schon wirksamer und hat manche Kampagne gestoppt. Braucht man ein Gesetz? Ist nicht auch Werbung ein Ausdruck der Meinungsfreiheit? Manche Werbung ist ja fast Satire, manche sogar Kunst. Zudem ändern sich die Beurteilungen und Einstellungen über Sex und Erotik, vor Gericht müsste immer neu verhandelt werden, was noch geht und was nicht mehr.

Zudem tiefenpsychologisch: Ist das nicht ein untauglicher Versuch, Sexualität moralisierend aus dem Blickfeld zu schaffen? Wie man das auch schon vergeblich gegen Literatur, Filme, Theaterstücke versucht hat. In DER ZEIT (Nr. 17, 2016) spricht die Journalistin Dagmar Rosenfeld von einem „Angriff auf die Freizügigkeit“ und von „staatlich verordneter Verklemmtheit“. (27.04.2016)

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Ist das nicht eine üble Diskriminierung der Männer, die man gesetzlich verbieten sollte? Foto: Wolfgang Stehr, Agentur HEIMAT Berlin, Hornbach Campaign 2007.

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Stinkefinger

In der nonverbalen Kommunikation gibt es nur wenige autonome Gesten mit einer meist kulturspezifischen Bedeutung: mit dem Zeigefinger an den Kopf tippen, eine Faust ballen, sich auf den Bauch klopfen, den Zeigefinger erheben usw. Nur die Zeigegeste steht anscheinend universell am Ursprung der menschlichen Kommunikation (Tomasello). Dem Stinkefinger wurde jetzt eine Monografie gewidmet. Geschrieben hat sie der Romanist Reinhard Krüger an der Universität Stuttgart, der schon etliche randständige Themen behandelt hat.

Der Vollzug der Geste gegenüber einer Person sieht so aus: Der Mittelfinger der rechten Hand wird hochgestreckt, die übrigen Finger und der Daumen sind eingezogen. Die ganze Hand fährt rasch und aggressiv in die Höhe. Dabei ist die äußere Handfläche gegen den Adressaten der Geste gerichtet. Diese Geste ist schon bei den Römern als digitus impedicus (= unzüchtiger Finger) bekannt. Der hochgereckte Mittelfinger wurde als erigiertes männliches Glied interpretiert, die Geste als sexuelle Androhung der Penetration. In englischsprachigen Ländern bedeutet die Geste mit „Fuck you!“ oder „Fuck off!“ umschrieben.

Die Geste breitete sich in Deutschland erst in der 1960ern aus, das Wort „Stinkefinger“ gib es erst seit Mitte der 90er Jahre. Aber warum Stinkefinger? Nach Hans-Martin Gauger wurde eine evidente sexuelle Bedeutung in eine exkrementelle umgedeutet. Das ist für die Deutschen typisch, die ihre Schimpfworte vorwiegend aus dem anal-exkrementellen Bereich wählen. (26.04.2016)

Krüger, Reinhard (2016). Der Stinkefinger: Kleine Geschichte einer wirkungsvollen Geste. Berlin: Galiani.

Gauger, Hans-Martin (2012):  Das Feuchte & das Schmutzige. Kleine Linguistik der vulgären Sprache (Kap. 18. Der deutsche Mittelfinger). München: Beck, S. 69-71)

https://www.flickr.com/photos/95213174@N08/20920681535

In Deutschland erfüllt das Zeigen des Stinkefingers juristisch den Tatbestand der Beleidigung nach § 185 StGB. Man erinnere sich an die Aufregungen um Stefan Effenberg, Peer Steinbrück oder Yanis Varoufakis. Quelle: www.flickr.com

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Hebamme

In der Zeitung stand die Meldung, dass man zwei verschollene Bücher aus dem Besitz der Gebrüder Grimm mit handschriftlichen Anmerkungen an der Berliner Humboldt-Universität wiedergefunden hat. Neben dem „Simplicissimus“ von Grimmelshausen einen medizinischen Lehrroman von Johann Christoph Ettner: „Unvorsichtige Heb-Amme“. Der Titel bescherte mir ein Aha-Erlebnis: Eine Hebamme ist – entgegen unserer Aussprache  – die Amme, die das Kind hebt! Meine etymologischen Wörterbücher bestätigen den Verbalstamm, aber mit der Amme hat das nichts zu tun. Althochdeutsch bedeutet „ana“ so viel wie Großmutter oder alte Frau (steckt auch in Ahne). Die Amme stammt hingegen von „amma“ ab, das als kindliches Lallwort für Mutter in vielen Sprachen vorkommt („mamma“). Die Amme und die Hebamme sind also etymologisch nicht verwandt. (24.04.2006)

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Banksy

Dass der Sprayer für seine Arbeiten und Projekte Geld braucht und auch angenehm leben möchte, dafür habe ich Verständnis. Trotzdem ärgert es mich, dass seine Werke jetzt in einer Münchner Galerie ausgestellt und zu Höchstpreisen gehandelt werden. Street Art gehört allen Menschen im öffentlichen Raum und nicht ein paar Wohlhabenden, die sich einen zertifizierten Siebdruck für eine sechsstellige Summe über die Couchgarnitur hängen. Street Art gehört an die Hauswand und Banksy hat seine Werke immer an symbolträchtige Wände gesprayt und die Motivwahl an den Ort angepasst.

Um seine Identität zu lüften, hat man kriminologisch ausgebildete Profiler auf ihn angesetzt, das finde ich irgendwie konsequent. Denn es ist eine Provokation, bei diesem Netz an Überwachungen unerkannt zu bleiben. Das kann ein Staat nicht auf sich sitzen lassen. Bisher ist der Täter aber noch nicht identifiziert (der SPIEGEL hat vorschnell vom „Tod eines Phantoms“ berichtet, Nr. 15, S.105). Der Galerist Dirk Kronsbein ist der Ansicht, dass sich hinter dem Pseudonym Bansky ein Kollektiv verbirgt, vielleicht ein weibliches, denn „die Orte an denen er seine Graffiti hinterlässt, sind ja über alle Erdteile verstreut. Das könne ein Einzelner gar nicht stemmen.“ (welt.de). (21.04.2016)

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Crossover

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Die Beziehungen zwischen Kuba und der Welt lockern sich, der Comandante mit Bollenhut in der Tübinger Kronenstraße. Es handelt sich dabei um ein Firmenlogo. Foto. St.-P. Ballstaedt (20.04.2016)

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Wesen

Mein Lieblingswort im April findet man z.B. in Goethes Tagebüchern, Weimar, den 7.8.1831: „Nachher Frau von Rothschild, ein junges anmutiges Wesen.“ Das sanfte Substantiv „Wesen“ hat mich schon immer angerührt. Die Etymologie ist unübersichtlich: Im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm findet man dazu einen umfangreichen Eintrag von 76 eng gesetzten Spalten! Das Wort ist eine Substantivierung des althochdeutschen Verbs „wesan“ (8. Jh.), das mittelhochdeutsch zu „wesen“ wird, in der Bedeutung „sein“, „existieren“, „verweilen“. Im 14. Jh. nehmen Gebrauchshäufigkeit und Bedeutungsbereich zu: „viel Wesens machen“, „sein Wesen treiben“, „etwas hat ein seltsames Wesen“. Seit dem 18. Jh. wird das Wort in der heute verbreiteten Bedeutung des Wesens einer Sache oder eines Menschen benutzt. Es bezeichnet die Grundeigenschaft eines Dinges oder den Charakter eines Menschen. So soll am deutschen Wesen schließlich die Welt genesen. (19.04.2016)

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