Antisemitische Bildsprache (2)

Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein aufmerksamer Besucher oder eine Besucherin der Documenta neue Bilder entdeckt, die ein Erregungspotential mit sich bringen. Diesmal kein Wimmelbild auf einem öffentlichen Platz, sondern recht versteckt in einer 34 Jahre alten Broschüre eines algerischen Frauenkollektivs. Die comicartigen Bildes syrischen Künstlers Burana Karkoutly zeigen z.B. israelische Soldaten mit Davidstern auf dem Helm als entmenschlichte Roboter, einer bedroht ein kleines Kind. Anders als bei der ersten Debatte um antisemitische Bildsprache wird diesmal mit der Entrüstung auch der Kontext der Bilder mitgeliefert. Die Broschüre stammt aus dem Archiv einer feministischen Kollektivs aus Algerien, das damit Solidarität mit den Palästinenserinnen ausdrücken sollte.
Es handelt sich hier eindeutig um „israelfeinlichen Antisemitismus“, befindet die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS). Das ist eine problematische Formulierung, denn man sollte Antisemitismus und Kritik an der Politik Israels schon trennen. Mit seiner Siedlungspolitik hintertreibt Israel eine Zweistaatenlösung. Dass israelische Soldaten aus Palästinensersicht negativ dargestellt werden, kann in diesem Kontext nicht verwundern. Natürlich kann man die bildliche Darstellung kritisch hinterfragen, aber jetzt wird der ganz große Hammer geschwungen: Dem antisemitischen Hass soll mit Abbruch der Weltkunstausstellung ein Ende gesetzt werden. Ist das verhältnismäßig? (30.07.2022)

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