In einer Krabbelkiste vor einem Antiquariat habe ich das Buch „Entwelschung, Verdeutschungswörterbuch für Amt, Schule, Haus, Leben“ von Eduard Engel aus dem Jahre 1918 gefunden. Der Sprach- und Literaturwissenschaftler Engel war ein fanatischer Sprachpurist, der die deutsche Sprache von allen fremden Einflüssen reinigen wollte. Aus der Einleitung (S. 28) „Ich halte die Welscherei in der Tat für geistigen Landesverrat und lehne jede Mahnung zu größerer Milde oder Höflichkeit ab.“ Seine Kritiker bezeichnet er als „Pack“, welches der „Besudelung und Verrottung“ der Muttersprache keinen Einhalt gebietet. Sein Zorn und Hass verleiten ihn oft zu unwissenschaftlichen und irrigen Eindeutschungen. Den literarischen Naturalismus übersetzt er mit Abklatschkunst, Alltagsäfferei, Kunstlosigkeit, Nachstümperei.
Eduard Engel ist gegen alle fremdsprachlichen Einflüsse, konkret hatte er es aber vor allem mit den im 19. Jahrhundert eingeführten Gallizismen zu tun. Liest man seine Vorschläge zur Verdeutschung unvoreingenommen durch, so ist man doch überrascht für wie viele Fremd- oder Lehnwörter es einen treffenden deutschen Ausdruck gibt. Aber es gibt auch viele Eindeutschungen, mit denen er sich schon damals lächerlich gemacht hat: Fatal = schicksalig; zentralisieren = vermittelpunkten; Makkaroni = Hohlnudeln; Mayonnaise = Öltunke; Limonade = Saftwasser; Kompost = Dungmischung; Pessimist = Schwarzseher, Trübsalbläser oder Weltschmerzler; Optimist = Schönfärber, Frohhoffnungsmensch oder Immerfroher. Und ob Drogisten mit der Bezeichnung „Drogenhändler“ zufrieden wären, kann man bezweifeln. (01.02.2015)
Das Buch eines Fremdwortfeindes, der mit seiner Deutschtümelei die Ideologie des Nationalsozialismus vorbereitet hat. Foto: St.-P. Ballstaedt
Über die „Öltunke“ und so weiter kann man nur noch schmunzeln.
IInzwischen bereichert das sogenannte Denglisch die deutsche Sprache oder umgekehrt.
Ich amüsiere mich gelegentlich bei der Durchsicht von Stellenanzeigen, wenn etwa „Controler“ gesucht werden. Schade, dass die „Dummdeutsch“-Bände von Henscheid nicht fortgesetzt wurden.
Franzosen und Spanier verhalten sich anders gegenüber ihrer Landessprache. Ein Vergleich der Computersprache zeigt dies überzeugend. Es lebe die Hardware, pardon Software.