Masken

Im März 1999 habe ich einige Bilder des belgischen Malers James Ensor im Kunstmuseum Albstadt gesehen und war von ihnen fasziniert. Vor allem von den bizarren Masken und den Totenschädeln, die oft in einem Bild zusammen auftreten. Auf einigen Gemälden könnte es sich um eine Maske, aber auch ein karikaturhaft verzerrtes Gesicht handeln. Mir fällt ein unfrisierter Gedanke des polnischen Lyrikers Stanislaw Jerzy Lec ein:

„Nehmt euch die griechischen Akteure zum Vorbild. Tragt Masken, schont das eigene Gesicht.“

Die Maske, hinter der man sich verbergen, mit der man täuschen und unerkannt agieren kann. Jetzt habe ich weitere Bilder von James Ensor in der Kunsthalle Mannheim gesehen. Und wieder die Maskengesichter: Unser fleischliches Gesicht als Maske, die ein Leben lang über den Schädel gezogen ist, bevor sie nach dem Tod wieder abgezogen wird. Dass meine Sicht und Interpretation nicht falsch ist, zeigt eine Bemerkung von Ensor im „Kurzen Abriss meines Lebensweges“, dort steht die Formulierung: „Die Frau und ihre Maske aus Fleisch“. (05.07.2021)

Beim Betrachten der Gemälde von James Ensor. Foto: St.-P. Ballstaedt

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