Orthorexie

Bekanntlich können Menschen viele Weisen des Erlebens und Verhaltens ausbilden, darunter Absonderlichkeiten und Marotten, wobei die Grenze zwischen normalem und pathologischem Verhalten immer weiter verschoben wird. Das zeigt die Diskussion um die fünfte Auflage des „Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen“ (DSM-5). Dort gibt es Krankheitsbilder wie Disruptive Mood Dysregulation Disorder (DMDD), deutsch eine „schwere Stimmungsregulationsstörung“ oder „verlängerte Trauer“ oder eine „minore neurokognitive Störung“. Andere Beispiel e für neue Krankheiten sind Burnout, Prokrastination und die beliebte Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS).

Und jetzt das Neuste: Orthorexie: das andauernde Grüblen über die Gesundheit der Nahrung (orthos = richtig, orexis = Appetit). Die Betroffenen beschäftigen sich mit Nährwerttabellen und Vitamingehalt, sie fahnden unablässig nach ungesunden Bestandteilen: versteckte Zucker, bestimmte Fette, Rückstände, künstliche Zusatzstoffe, Acrylamid usw. Dabei geht es nicht nur um das eigene Essen, sondern der Gesundheitswahn bezieht in missionarischen Drang auch alle Mitesser ein. Noch ist Orthorexie nicht als Krankheit anerkannt, aber sie wird wohl bald unter die Essstörungen eingereiht. Und dann wird es auch Therapien und Selbsthilfegruppen geben. (15.03.2015)

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Eine Rohkostplatte sieht gesund aus, aber Vorsicht! Selbst in Biogemüse hat man Rückstände gefunden! Autor: Usien, Wikimedia Commons

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