Was man in rhetorischen Schulungen für öffentliche Auftritte wegzutrainieren versucht, hat durchaus psychologische und kommunikative Bedeutung: die Häsitationen. Das sind Füll-, Verlegenheits-, Pausen- oder Flicklaute, die beim Sprechen eingestreut werden, also „äh“, „ähm“, „mh“.
Die psychologische Funktion: Es werden Pausen in die Sprechatmung eingebaut, um einen Gedanken zu verbalisieren und die richtige Wortwahl zu treffen oder eine Wortwahl zu korrigieren. Diese Verzögerung verweist also auf die Verfertigung des Gedankens beim Reden und kann ein Indikator sowohl für intensives wie für ungeordnetes Denken dienen.
Die kommunikative Funktion: Häsitationen signalisieren dem Adressaten, dass der/die Sprechende noch nicht mit der Äußerung abgeschlossen hat oder etwas korrigieren möchte. Gern dienen sie auch als Ausdruck distanzierender Ironie, um eine bestimmte Bedeutung nahezulegen. Beispiel aus Wikipedia: „Sie reisen also mit ihrer, äh, Gemahlin?“ Deshalb sind Füllwörter auch ein beliebtes Stilmittel von Kabarettisten.
Jetzt hat eine umfangreiche phonetische Studie an der Universität Trier ergeben, dass es ein individuelles Verzögerungsverhalten gibt, an dem man eine Person erkennen kann. Die Häsitationen spielen damit eine wichtige Rolle in der forensischen Linguistik, um Sprecher und Sprecherinnen eindeutig zu identifizieren. (25.07.2023)
heute gelesen, dass es auch ein ähm-Eis gibt für Leute, die sich nur schwer für eine Sorte entscheiden können …
Gruß, Joachim