Jetzt hat es das Gendersternchen geschafft: In der neue 28. Auflage des Duden wird es einen Abschnitt zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch eingeführt. Es ist zwar „vom amtlichen Regelwerk nicht abgedeckt“, aber hat sich in der Schreibpraxis durchgesetzt. Allerdings neben einer Reihe anderer Varianten: SchülerInnen, Schüler_innen, Schüler/innen. Es steht nicht nur für männlich oder weiblich, sondern auch für weitere Geschlechtsidentitäten.
Obwohl ich mich für geschlechtergerechte Formulierungen einsetze, ist meines Erachtens der Asterisk keine gute Lösung. Die beiden Argumente sind bekannt.
- Der Asterisk, das Binnen-I, das Gender-Gap sind nicht mit den Grammatik-Regeln vereinbar. Ich könnte eher mit einem Zeichen leben, dass in der Schrift bereit vorkommt: Schüler-innnen, Schüler:innen.
- Die Schreibweise kann nicht gendergerecht ausgesprochen werden, denn man liest die weibliche Form. Abhilfe wäre ein Hiatus, eine Sprechpause an der Stelle des Sternchens.
Ich werde das Gendersternchen nicht benutzen, sondern versuche, andere Formulierungen zu finden: Schüler und Schülerinnen, Teilnehmende, Person. Mensch usw. Und wenn es auf das Geschlecht, welches auch immer, nicht ankommt, dann verwende ich sogar das verpönte generische Masculinum. Solche Kontexte gibt es wirklich noch! (14.08.2020)
Nachtrag. In der Wochenendausgabe vom 5./6. September hat die Frankfurter Rundschau bekannt gegegeben, dass ab jetzt der Doppelpunkt eingeführt wird: Leser:innen. Die Leiterin der Dudenredaktion, Frau Kathrin Kunkel-Razum rät vom Doppelpunkt ab: “Wir finden den Doppelpunkt nicht günstig gewählt, weil der in der Sprache, im Satzbau beispielsweise, so klar mit bestimmten Funktionen belegt ist.” Das Gendersternchen ist hingegen ein Zeichen, das bisher in der Schriftsprache keine Funktion hatte (früher gab es einmal das Fußnotensternchen).
Seit einiger Zeit benutzt der Deutschlandfunk diesen Hiatus ganz konsequent. In den Nachrichten ohnehin, aber auch die KorrespondentInnen bzw. ModeratorInnen reden entsprechend. Anfangs war es etwas gewöhnungsbedürftig, aber inzwischen fällt es kaum mehr auf.