Abkratzen

Ein unschönes Wort für „sterben“, aber woher kommt es? In adligen Kreisen wurde im 17. Jh. zum Abschied der höfische, höfliche Kratzfuß eingeführt, angeblich in galanten Kreisen als Nachahmung eines verliebten Taubers. Er war den Herren vorbehalten, die Damen machten einen Knicks. Beim Kratzfuß wird bei einer Verbeugung ein Arm vor den Oberkörper gedrückt, der andere vom Körper weggehalten und gleichzeitig ein Fuß nach hinten über den Boden gescharrt, wodurch ein kratzendes Geräusch entsteht. Abkratzen bedeutet also sich (mit einem Kratzfuß) verabschieden. Im Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm wird „er muss abkratzen“ im Sinne von „er muss sich entfernen“ aufgeführt, allerdings ohne Bezug zum Kratzfuß. Dem ist ein eigenes Stichwort gewidmet und dort findet man das hübsche Verb „kratzfüßeln“ für das Verhalten eines devoten, unterwürfigen Schmeichlers. Das Abkratzen im Sinne von „endgültig verabschieden = sterben“, wird nach Heinz Küpper „Wörterbuch der deutschen Umgangssprache“ etwa seit 1800 benutzt. Vielleicht kommt es aus Wien, was mich nicht wundern würde. (26.11.2016)

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Wenceslas Hollar (1607 – 1677): The bowing gentleman. Quelle: Wikimedia Commons

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