Die sogenannten Volksparteien reagieren auf ihre Niederlagen wieder mit dem üblichen Politiker/innnensprech: „Das war ein Warnschuss.“ – „Wir haben verstanden.“ – „Die Ergebnisse werden schonungslos analysiert.“ – „Wir müssen das Vertrauen der Wähler zurückerobern“ – „Es müssen Konsequenzen folgen,“, natürlich inhaltliche und nicht personelle, aber sofort beginnt im Hintergrund eine Personaldebatte. Immer dieselben Rituale, bei denen man sich ungern stören lässt. Der Youtuber Rezo, der ein paar freche Sätze raushaut, wird zu Bedrohung einer ganzen Partei. Wenn Kevin Kühnert ein paar Einsichten über den neoliberalen Horizont hinaus formuliert, wird er als unreifer Spinner abgekanzelt. In diesem Zusammenhang eine interessante Lektüre aus der Feder eines Journalisten:
Oliver Georgi: Und täglich grüßt das Phrasenschwein. Warum Politiker keinen Klartext reden – und wieso das auch an uns liegt. Berlin: Dudenverlag, 2019.
Er analysiert die politische Kommunikation in der „Dreiecksbeziehung zwischen Politikern, den Wählern und den Medien“ (S. 12) und zeigt auf, dass auch die Medien und Wähler an der nichtssagenden Floskelhaftigkeit der Sprache eine Mitschuld haben. Die Wähler, weil sie authentische Aussagen nicht goutieren, die Medien, weil sie als Skandalbeschleuniger jeden direkten Satz hochpuschen. Und die Politiker vermeiden Klartext aus Angst, dass sie irgendwo anecken könnten. (30.05.2019)
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