Heute am 1.3.2023 ist der Welttag des Kompliments. Ein Anlass über diesen Sprechakt zu schreiben, der aus der zwischenmenschlichen Kommunikation nicht wegzudenken ist, aber oft als unwahrhaftig und diskriminierend empfunden wird.
Etymologisch stammt das Wort vom lateinischen Verb „complere = erfüllen“ ab. Ob es im 16. Jahrhundert aus dem Spanischen (complimiento) oder im 17. Jahrhundert aus dem Französischen (compliment) entlehnt wurde, ist nicht ganz geklärt. Ein Kompliment ist eine positive, wohlwollende, höfliche Äußerung gegenüber einer Person, die eine Eigenschaft oder Leistung hervorhebt. Da Lob bzw. Anerkennung der wirksamste soziale Verstärker ist, also zunächst etwas Gutes.
Problematisch wird das Kompliment als Bestandteil des Einschmeichelns, Speichelleckens oder der Arschkriecherei. Besonders bei der männlichen Balz einer Frau gegenüber spielen Komplimente eine wichtige, aber auch schwierige Rolle. Wenn sie sich auf das Äußere beziehen sind sie bei Feministinnen nicht mehr angesagt. Nach eine älteren Umfrage im Fachblatt Men’s Health hören Frauen gern „Du riechst unheimlich gut“ oder „Ich liebe dein tolles Lächeln“. Freiherr von Knigge, der mit seinem Bestseller „Über den Umgang mit Menschen“ (1788) kein „Complimentir-Buch“ verfassen wollte, schreibt: „Weit entfernt bin ich also, das System solcher Leute empfehlen zu wollen, die jeden ohne Unterlaß mit leeren Komplimenten, Schmeicheleien oder Lobsprüchen in die Verlegenheit setzen.“
Wenn man keine oder zu wenig Komplimente bekommt, ist Fishing for compliments eine beliebte Taktik: Man setzt seine eigene Leistung herab oder bekennt eine Schwäche in der Hoffnung, damit positive Rückmeldungen auszulösen: „Heute ist mir die Suppe nicht so gut gelungen.“ Oder im akademischen Kontext: „Leider fehlte mir die Zeit, den Vortrag solide vorzubereiten.“ (01.03.2023)
Ein Standardwerk der Soziologie: Alphons Silbermann: Von der Kunst der Arschkriecherei. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1998. Coverfoto: St.-P. Ballstaedt
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