Evidenzbasiert

In der Diskussion um Maßnahmen  gegen das Covid-19-Virus werden gegenüber den Vorschlägen von Querdenkern und Verschwörungstheoretikern immer die evidenzbasierten Entscheidungen der politischen und virologischen Experten hervorgehoben. Das neue Wort „evidenzbasiert“ hat mich neugierig gemacht, denn mit rudimentärer philosophischer Bildung kenne ich das Substantiv „Evidenz“ in der Bedeutung „dem Augenschein nach unbezweifelbar“, das Adjektiv „evident“ als „offenkundig, einleuchtend, klar ersichtlich“. Darauf verweist auch die lateinische Herkunft vom Verb „videre“ = „sehen“. Wenn etwas evident ist, dann bedarf es keines Beweises. Im Philosophielexikon kann man nachlesen: Evidenz ist „höchste im Bewusstsein erlebte Gewissheit“.

Aber das ist mit „evidenzbasiert“ ja gerade nicht gemeint, hier geht es um Entscheidungen, auf der Basis empirischer Daten und Analysen. Evidenzbasiert sind eher die Ansichten der Querdenker und Verschwörungstheoretiker, die keine empirischen Belege für ihre Thesen vorlegen wollen oder können.

Tatsächlich beruht der schiefe Wortgebrauch auf einem Übersetzungsfehler von Evidence-based Medicine. Denn Evidence bedeutet im Englischen auch „Beweis, Beleg, Nachweis“, „offensichtlich“ ist „obviousness“. Man sollte deshalb besser von nachweisorientierten oder empirisch fundierten Entscheidungen sprechen. (14.02.2021).

 

 

 

 

 

Evidenzbasierte Kopfbedeckung. Quelle: Wikimedia Commons

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