Funzen

Im Duden-Verlag ist ein Büchlein erschienen, das der Journalist Andreas Neuenkirchen zusammengestellt hat. „Kann man sagen, muss man aber nicht. “ Es enthält eine Sammlung von Wörtern, die als Plattitüden, Scheußlichkeiten und sprachliche Unfälle bezeichnet werden. Der Autor möchte nicht als Sprachpolizist auftreten, er will keine Sprachgewohnheit verdammen, aber doch „einen kritischen Blick werfen auf einige oft unachtsam nachgeplapperte und viel zu schnell verinnerlichte Wortungetüme (S. 6). Er betitelt sein Vorwort clever mit: Eine Kritik an der Kritik der Sprachkritik.

Vielen Bewertungen von Wörtern kann ich aber nicht folgen. Ein Beispiel des Verb „funzen“, das für „Funktionieren“ verwendet wird. Nach den Beispielen im Leipziger Wortschatz ist es 2018 aufgekommen, bei der taz ist es sehr beliebt: „Aber schon diese zwei Punkte erfordern auch im Kapitalismus erhebliche Veränderungen, wenn der weiter funzen soll“ (28.03.2018). Mir gefällt die knackige Wortverkürzung, der Autor mag sie nicht.

Es gibt übrigens einen Vorläufer: Der Schauspieler und Kabarettist Walter Gross trat nach Kriegsende im Berliner Hörfunk-Kabarett „Die Insulaner“ als Jenosse Funzionär auf und persiflierte die politische Funktionäre. (31.03.2021)

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