Es geht um den Herrenwitz, dessen angebliches Aussterben teils begrüßt, teils beklagt wird. Sexuell anzügliche Witze wurden schon in der Antike erzählt (Historischer Humor 15), als Zote gewinnen sie in Fastnachtsspielen Endes des 15. Jahrhunderts öffentliche Beliebtheit. Der Herrenwitz stammt aus einer Zeit, in der Männer der gehobenen Gesellschaft sich nach dem Speisen in ein Nebenzimmer zurückzogen, um dort zu rauchen und zu trinken. Auch Clubs und Kasinos waren derartige Männerdomainen, in denen derbe, obszöne Witze erzählt wurden, die für sensible Damen nicht als geeignet angesehen wurden. Der Herrenwitz zeichnet sich also durch eine spezielle kommunikative Situation aus. Sigmund Freud schreibt, dass die Zote primär dem Ziel dient, dass der Erzähler sein meist sexuelles Interesse auf den Hörer/die Hörerin übertragen kann, ohne soziale Sanktionen fürchten zu müssen. „Die Zote ist ursprünglich an das Weib gerichtet und einem Verführungsversuch gleichzusetzen.“ Der Herrenwitz muss ohne die Anwesenheit von Frauen auskommen.
In der Harald Schmidt Show las Charly Wagner „Klassiker des Herrenwitzes“ in rhetorisch dezenter Weise vor. Natürlich als Provokation, denn mit einem oberflächlichen Blick behandeln diese Witze Frauen als Sexualobjekte. Ein analytischer Blick zeigt aber, dass oft Ängste der Männer vor der sexuell aktiven Frau zum Ausdruck kommen. (04.01.2025)
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