Dass Farben eine wichtige Rolle in der ästhetischen Kommunikation spielen, wird wohl niemand in Abrede stellen. Aber welche Wirkungen Farben haben, das ist sehr umstritten und auch noch unzureichend erforscht. In der physikalischen Welt gibt es keine Farben, sondern nur Gemische aus elektromagnetischen Wellen, entweder als Emissionen von einer Lichtquelle oder als Reflexionen von Gegenständen. Diese Gemische werden vom Gehirn als Farben interpretiert. Das macht es sehr wahrscheinlich, dass Farben von Person zu Person unterschiedlich wahrgenommen werden. Das lässt sich auch empirisch überprüfen und erklärt schon einmal die vielen Differenzen bei der Bewertung von Farben, z.B. bei einem Kleiderkauf oder einem Design eines Werbeplakats. In der Farbpsychologie unterscheidet man drei Wirkungen von Farbe.
Emotionale Wirkung: Farben lösen Gefühle aus. Johann Wolfgang von Goethe beschäftigte sich als einer der ersten mit den psychologischen Wirkungen von Farben. Er interessierte sich für die „sinnlich-sittliche Wirkung der Farben auf das Gemüt“. Gelb wirkt „prächtig und edel“ und hinterlässt einen „warmen und behaglichen Eindruck“, Blau „gibt uns ein Gefühl der Kälte“. Seine Begründungen sind heute nicht immer nachvollziehbar. Wir sprechen von heiteren Farben (maigrün) oder depressiven Farben (dunkelviolett). Farben wie Rot und Orange wirken erregend. Deshalb gib es ein Rotlichtmilieu und kein Grünlichtmilieu. Die roten Leuchten und die Bevorzugung roter Tapeten, roter Vorhänge und roter Reizwäsche usw. soll erotisch aufreizend wirken. – Hingegen werden in anthroposophischen Krankenhäusern warme Pastelltöne bevorzugt, die im OP oder im Kreißsaal auf die Patienten beruhigend wirken sollen.
Kognitive Wirkung: Hier geht es um die begrifflichen Assoziationen und Ideen, die durch Farben ausgelöst werden. Eine Farbe kann bestimmte Begriffe aktivieren, die Verbindung ist kulturell oder individuell geprägt. So denken wir bei Rot an Glut und Feuer und in übertragener Bedeutung an Leidenschaft und Liebe. Blau steht für die Hoffnung und Gelb für den Neid. Wichtig: Gelb löst kein Neidgefühl aus, sondern ist ein Farbsymbol für Neid und Missgunst! Die Assoziationen sind von Kultur zu Kultur verschieden: Schwarz ist bei uns die Farbe der Trauer, in Griechenland ist das Weiß, Schwarz steht in China für Weiblichkeit.
Verhaltenswirkung. Das spannendste Thema ist die Frage, ob Farben unbewusst unser Verhalten beeinflussen, z.B. die Aufenthaltsdauer in einem Raum, die Leistung bei Arbeit und Sport, die Kaufentscheidung usw. Goethe empfing seine Gäste in einem Gesellschaftszimmer mit olivgrüner Tapete, da er meinte, dass dadurch der Geist und die Konversation beflügelt würden. Tatsächlich gibt es farbpsychologische Untersuchungen, die Wirkungen von Farben belegen: In einer Serie von Experimenten konnte man nachweisen, dass eine rote Umgebung verschiedene Leistungen (z.B. in einem IQ-Test) beeinträchtigt (Elliot 2007). Ebenfalls Elliot (2008) zeigte Versuchspersonen das Bild einer Frau, die entweder einen blauen oder einen feurigroten Pullover trug. Mit der Lady in Red wollten sich fast doppelt so viele Männer treffen und 100 Dollar für einen gemeinsamen Restaurantbesuch ausgeben als mit der Frau in Blau. Norbert Hagemann (2008) zeigte Taekwondo-Richtern Videoclips mit Wettkampfszenen, zu denen sie Punkte vergeben sollten. Die Sportler wurden am Computer entweder blau oder rot eingekleidet. Dieselben Wettkampfszenen wurden mit den Rotgekleideten besser bewertet mit bei den Blaugekleideten. Offenbar schätzt der Schiedsrichter die rotgekleideten Kämpfer unbewusst als aggressiver ein
Viele Empfehlungen zum Farbdesign sind nicht empirisch, sondern weltanschaulich begründet. Designer, Werbe- Mode- und PR-Fachleute schließen gern von ihrem Farberleben auf alle anderen Betrachtenden. So kann man Tipps lesen wie:
„Orange strahlt Gemütlichkeit aus und verleiht einem Raum Wärme. Räume mit wenig Licht erhalten durch diese Farbe eine fröhliche und freundliche Atmosphäre. Da Orange den Appetit anregen soll, ist es eine gute Wahl für den Anstrich von Küche und Esszimmer. Accessoires wie Kerzen oder Sofakissen in Sonnenaufgangstönen heben ebenfalls die Stimmung.“(Alverde Gesundheit, September 2011)
Die Wirkungen von Farben und Farbkombinationen sind von Person zu Person verschieden, abhängig von neuronalen Bedingungen, Geschlecht, Alter, Kultur usw. Von Listen, die im Web kursieren und die jeder Farbe eine bestimmte Wirkung zuschreiben, ist also nicht viel zu halten. (24.08.2023In einer Untersuchung von Eva Heller (2000) mussten 2000 Vpn Wörten typische Farben zuordnen. Hier die „Farbklänge“ für Liebe, Eifersucht und Langeweile.
In einer Untersuchung von Eva Heller (2000) mussten 2000 Vpn Wörten typische Farben zuordnen. Hier die „Farbklänge“ für Liebe, Eifersucht und Langeweile.
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