Kuckuckskinder

Ein besonders pikante Erscheinung menschlicher Intimkommunikation ist das Kuckuckskind, ein Kind, das eine Frau zur Welt bringt, aber das nicht ihr Ehemann oder Lebenspartner gezeugt hat. Das Wort „Kuckuckskind“ für diese Kinder klingt abwertend, sowohl für die Kinder wie auch für die Mutter, da ihr eine absichtliche Unterschiebung unterstellt wird. Es beleidigt sogar den Kuckuck, denn sein Verhalten ist genetisch festgelegt, ein Seitensprung der Frau aber nicht. Das neutrale Fachwort lautet Scheinvaterschaft oder Vaterschaftsdiskrepanz.

Wie oft kommen  derartige Kinder vor? Bei einer Metaanalyse über 67 Studien hinweg liegt die Rate der betroffenen Väter um die 2%, die Zahlen schwanken je nach Land: in Mexiko etwa 12%, in der Schweiz 0,8%, für Deutschland wurde in DER ZEIT 2018 einmal die Zahl von 7% verbreitet. Das beliebte Gesellschaftsspiel, beim Baby watching sofort Züge des Vaters oder Großvaters zu erkennen, sozusagen als Indiz für die Vaterschaft, ist ein psychologischer Niederschlag der Angst vor einer Scheinvaterschaft.

Durch DNA-Analyse ist die Vaterschaft heute eindeutig nachweisbar. Manchmal will auch die Mutter wissen, wer jetzt eigentlich der Vater ihres Kindes eigentlich ist. Die Rechtslage: Ein zweifelnder Vater kann von der Mutter des Kindes Auskunft über den genetischen Vater verlangen. Er kann mit mütterlicher Einwilligung den mutmaßlich genetischen Vater zur Vaterschaftsfeststellung zwingen und gezahlten Unterhalt von diesem einklagen. Psychisch ist es für die meisten Männer eine Ungewissheit schwer erträglich, aber noch schwieriger die Gewissheit. Gefühle von Betrug, Verrat, Verzweiflung, Hilflosigkeit und Hass vermischen sich. Es gibt eine Website für Scheinväter und Kuckuckskinder. In dem Drama „Die Wildente“ von Ibsen geht es um eine Scheinvaterschaft, deren Aufdeckung als „Lebenslüge“ in einer bisher funktionierenden Familie in die Katastrophe führt. Das Kuckuckskind Hedvig wird verstoßen, als der Scheinvater erfährt, dass sie nicht seine Tochter ist, und sie bringt sich um. (20.02.2020)

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