Miss Germany

Im Europapark Rust wurde am Wochenende die Miss Germany 2019 gewählt, Frau Nadine Berneis, eine verbeamtete Polizeihauptkommissarin für Cyberkriminalität, hat den Wettbewerb gewonnen. Zuerst will ich ganz herzlich zu dem Titel gratulieren. Dabei Ich frage mich, was in einer Frau vorgeht, die offiziell zur schönsten gekürt wird, und was in den Konkurrentinnen, die jetzt als weniger schön durchs Leben gehen müssen.

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, wie angeblich schon Thukydides erkannte. In der Presse wird kritisch angemerkt, dass die neue Miss Germany keine klassische, sondern eher eine herbe Schönheit sei, schließlich habe sie ein paar Sommersprossen und eine Lücke zwischen den Schneidezähnen, weil sie die Zahnspange nicht brav getragen hat. Es liegen sozialpsychologische Untersuchungen zur Attraktivität von Gesichtern vor, aber außer dass Asymmetrie wenig geschätzt wird, ist eigentlich nur herausgekommen, dass die individuellen Präferenzen für Attraktivität recht verschieden sind. Auch die gesellschaftlichen Schönheitsideale wechseln bekanntlich.

Eigentlich machen deshalb Miss-Wahlen keinen Sinn. Von der Fleischbeschau ist man zwar abgerückt, die Damen präsentieren sich nicht mehr im Bikini, sondern in langem schwarzen Abendkleid. Nicht Erotik und Sex sollen im Vordergrund stehen, sondern der Ausdruck der Persönlichkeit wird bewertet. Aber das macht die Entscheidung auch nicht einfacher, wie die kompetenten Mitglieder der Jury beklagen: Zwei Frauen (Sarah Lombardi, Popsängerin; Nikeata Thompson, Stage-Choreographer), zwei Männer (Boris Entrup, Beauty-Experte; Wolfgang Bosbach, Ex-CDU-Politiker).

Frau Nadine Berneis hat eine Beurlaubung für ein Jahr beantragt, sie will das Jahr in vollen Zügen genießen. Ein Boxspringbett, Strumpfhosen, Schuhe und Gutscheine zum Shopping hat sie als Preise dazu schon mitbekommen. Als Ermittlerin für Cyberkriminalität könnte sie allerdings Wichtigers tun als PR für die Kosmetik- und Bekleidungsindustrie. (25.02.2019)

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