Die Syphilis wurde in verschiedenen europäischen Sprachen unter anderem als neapolitanische, italienische, französische, spanische, kastilische, englische, schottische oder polnische Krankheit benannt, je nachdem, aus welchem Land sie angeblich eingeschleppt wurde. Mit der Bezeichnung wurde eine abwertende und schuldzuweisende Haltung dem jeweiligen Land gegenüber transportiert. Die spanische Grippe war zwar vermutlich in Frankreich ausgebrochen und von Gastarbeitern nach Spanien gebracht worden, aber ihren Namen in Frankreich, Großbritannien und den USA hat sie bis heute behalten. Die Spanier sprechen hingegen von der „Pandemia de gripe de 1918“.
Kommen wir zur aktuellen Pandemie. Donald Trump sprach vom chinesischen Virus. Die Bezeichnung hatte Einfluss auf die Urlauberzahlen und Übergriffe auf als asiatisch aussehende Personen haben zugenommen. Dann kamen die britische, südafrikanische, brasilianische und ganz frisch die indische Mutante zu uns. Inzwischen ist man sich der diskriminierenden bzw. stigmatisierenden Funktion der Bezeichnungen bewusst geworden und die WHO hat vorgeschlagen, die Mutationen von COVID-19 mit den Buchstaben des griechischen Alphabets zu bezeichnen. Die britische Mutation ist also jetzt die Alpha-Variante. (12.06.2021)
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