Es ist merkwürdig, dass noch immer an der Vorstellung eines humanen Krieges festgehalten wird, den es nie gegeben hat. In allen Kriegen wurde gebrandschatzt, geplündert, vergewaltigt und wurden Zivilisten ermordet (es könnten ja Rebellen, Partisanen, Milizionäre sein). Es wurden Krankenhäuser und soziale Einrichtungen beschossen (es könnten sich ja Kämpfer dort verschanzt haben). Die Genfer Konvention ist gut gemeint, aber widerspricht der Strategie und der Taktik des Kriegführens.
Im Krieg in der Ukraine sind es wieder die Bilder, die die Gemüter erregen und aufrütteln, wie schon bei den Folterszenen von Abu-Ghuraib oder bei den ausgegrabenen Schädeln aus den Massengräbern von Srebrenica. Bilder schlagen stärker als eine Textnachricht auf die Emotionalität durch: Sorge, Angst, Furcht, Zorn, Hass, Mitleid werden aktiviert. Jetzt erreichen uns Fotos aus Butscha von zerstörten Häuserzeilen, auf der Straße liegen Tote mit dem Gesicht im Dreck. Gesichter, die man erkennen könnte werden gepixelt und damit zu anonymisierten Leichen. Die grausamsten Bilder von Getöteten und Verletzten werden uns nicht gezeigt, teilweise aus nachvollziehbaren Gründen, aber so bleibt die Unmenschlichkeit des Kriegs fern und abstrakt. (06.03.2022)
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