Schöntrinken

Ein vielversprechendes Wort. Anders als „schönreden“ und „schönfärben“ steht das Wort aber weder im Duden noch in Küpper’s Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Im Volksmund hat „schöntrinken“ die Bedeutung, Dinge, Ereignisse und Menschen durch gehobenen Alkoholgenuss positiver einzuschätzen. Besonders bei der Partnerwahl soll Alkohol das Gegenüber attraktiver erscheinen lassen.

Diese Hypothese ist natürlich eine Steilvorlage für die empirische Forschung und es gibt dazu tatsächlich über 20 Untersuchungen. Dabei werden weiblichen und männlichen Versuchspersonen in nüchternem und alkoholisiertem Zustand Fotos von Männern und Frauen vorgelegt, deren Attraktivität sie beurteilen sollen. Die Befunde sind wieder einmal widersprüchlich. Das führt man auf die verschiedenen Alkoholpegel, unterschiedlichen Verträglichkeiten und die Versuchssituation zurück: im Labor oder in einer Bar.

Jetzt liegt eine neue Untersuchung vor, die im „Journal of Studies on Alcohol and Drugs“ veröffentlicht wurde.Mehr als 0,8 Promille durften sich die männlichen Versuchspersonen antrinken, bevor sie im Labor Fotos und Videos von Personen auf physische Attraktivität beurteilen mussten. Ergebnis: Es wurde kein Effekt des Alkohols gefunden. Aber eine andere Wirkung des Alkohols war signifikant: Mit Alkohol im Kopf waren die Versuchspersonen eher bereit, sich eine Person für ein zukünftiges Treffen auszusuchen. Fazit: Schöntrinken klappt nicht, aber Mut antrinken schon. (08.09.2023).

Bowdring, Molly. A., Sayette, Michael: Beer Googles or Liquid Courage? Alcohol, Attractiveness Perceptions, and Partner Selection Among Males. Journal of studies on alcohol and drugs, 2023.

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