Während sich alle mit der künstlichen Intelligenz beschäftigen, hier ein Beitrag zur Entwicklung der natürlichen Intelligenz, angeregt von einem Artikel der Neurowissenschaftlerin Dr. Franca Parianen in der TAZ. Die Autorin und Speakerin stellt sich auf einer Website in einem Satz so vor: „Im Zentrum meines interdisziplinaren Interesses stehen die außerordentlichen sozialen Fähigkeiten des Menschen und die Frage, warum man sie so selten sieht.“ Sehr gute Frage!
Bisher wird in vielen Anthropogenesen der technische Fortschritt als Motor der geistigen Entwicklung gesehen. Das geht mit dem Allzweckwerkzeug Faustkeil los, die Abschlagtechniken werden immer komplexer und präziser, bis 200 Abschläge braucht man für einen gehobenen Faustkeil, wie experimentelle Archäologen herausgefunden haben. Es folgen Pfeilspitzen, Stichel und Klingen usw. Und mit der Komplexität der Werkzeuge wächst und vernetzt sich das Gehirn. Aber diese Theorie hat ein Problem: Das menschliche Gehirn hat sich nicht parallel zur Entwicklung von Werkzeugen vergrößert, sondern war bereits mehrere Millionen Jahre vorher angewachsen: „…die meiste Zeit davon ist uns außer Steinkeilen recht wenig Weltbewegendes eingefallen“, so Franca Parianen. Was also war der evolutionäre Druck auf die Hirnentwicklung: Vermutlich das Leben in sozialen Verbänden, das die Ausbildung sozialer Intelligenz erfordert. Affenarten, die in großen Gruppen zusammenleben und eine lange Kindheitsphase durchmachen, verfügen auch über einen größeren Neocortex. Unser Intelligenzbegriff ist zu sehr von Logik, Analytik, Mathematik und Technik bestimmt, die sozialen Kompetenzen werden vernachlässig. Und damit auch gerade die Fähigkeiten, die gewöhnlich Frauen zugesprochen werden. (30.04.2025)
Sehr interessant!
Hier einige weitere Gedanken https://x28newblog.wordpress.com/2024/01/19/wrong-intelligence-focus/ mit einem Link zu Carlotta Pavese „Intelligence Socialism“.