Splittergruppe

Wer derzeit mit einer FFP2-Maske vor dem Gesicht auf die Stuttgarter S-Bahn wartet, der bekommt großflächig Bibelzitate zu lesen: „Gott ist für uns, wer will sich dann noch gegen uns stellen“ (Römer 8:31)  oder „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Johannes 14:6). Nach Auskunft der Süddeutschen Plakat Mission, mitfinanziert durch die Evangelische Landeskirche, sollen die Sprüche in der derzeitigen Situation Mut machen und Hoffnung für das Leben erhalten. Lassen wir das theologische Problem beiseite, einen allmächtigen Gott mit einer Pandemie zusammenzudenken, bleibt die Frage, ob eine derartige Missionierung akzeptabel ist oder die weltanschauliche Neutralität verletzt.

Meine Meinung: Die Kirchen dürfen wie andere Institutionen auch an der Öffentlichkeit neben Kosmetika oder Tabakwaren für ihr Produkt werben. Allerdings müsste das dann für andere Weltanschauungen auch gelten. Auch der Islam hätte sicher ermutigende Koransprüche zu bieten. Eine religionskritische Plakat der Giordano-Bruno-Stiftung mit einer Schafherde und dem Text: „Der Herr ist kein Hirte – und ich bin kein Schaf“ wurde von der Bahn als intolerant gegenüber den christlichen Kirchen abgelehnt. Die CDU/ÖDP-Fraktion sieht bei der derzeitigen Missionskampagne keinen Bedarf, „die atheistische Weltanschauung einer regionalen Splittergruppe“ auszudiskutieren. Sie übersieht dabei, dass die Splittergruppe der Konfessionsfreien ohne Religionszugehörigkeit in der BRD etwa 40% beträgt (Fowid 2019). (21.01.2021)

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