Derzeit kann man oft hören oder lesen, dass diese Weihnacht 2020 sozusagen gezwungen besinnlich wird. Das Wort leitet sich von dem Verb „besinnen“ ab und hat nach den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm viele Nebenbedeutungen, aber die zentrale Bedeutung ist „nachdenken“, „in sich gehen“, eben „sich besinnen“. Da fällt mir gleich eine Antwort von Karl Valentin ein, den seine Partnerin in einem Sketch ermahnt: „Geh in dich!“ Darauf er: „Da war ich schon, ist auch nicht viel los.“
Besinnung ist aber kein freundlicher Tipp, wenn man sich besinnt, was in der Welt los ist. Wir leben im Anthropozän, dem geochronologischen Zeitalter, in dem es keinen Bereich der Erde mehr gibt, der nicht durch menschliche Einflüsse beeinträchtigt ist: Klimawandel, Luftverschmutzung, Treibhauseffekt, Übersäuerung der Ozeane, Abschmelzen der Polkappen und Gletscher, Anstieg des Meeresspiegel, Rückgang des Permafrost, Vermüllung durch Mikroplastik, Überfischung der Meere, massives Artensterben, Abholzen der Regenwälder, Bodenversiegelung, Gewässerverschmutzung durch Überdüngung und Massentierhaltung, Übernutzung der natürlichen Ressourcen, Bevölkerungswachstum und Hunger in der Dritten Welt, Zunahme von Umweltkatastrophen, 29 Kriege und bewaffnete Konflikte, Flüchtlingsströme. Da ist die Pandemie fast eine positive Erscheinung, denn wahrscheinlich ist das Virus nicht menschengemacht, bisher gibt es zumindest keine eindeutigen Belege, dass es in einem Labor in China zusammengebastelt wurde.
Besinnliche Festtage. (23.12.2020)
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