Gedankenstrich

Der Gedankenstrich ist ein bescheidenes Satzzeichen, er kommt im Duden mit drei Regeln aus. Der Strich in einem Satz entspricht einer Pause beim Sprechen, weil man seine Gedanken sammeln und ausrichten muss. Für den Lesenden soll er ebenfalls ein Innehalten bewirken. – Für mich hat der Gedankenstrich eine Wende im Leben eingeleitet. Ich habe mit einem Studium der Germanistik begonnen und im 1. Semester 1966 bei Prof. Gerhart Baumann ein Seminar über „Deutsche Dichtung nach Goethe“ besucht. Dort lasen und interpretierten wir einen Text, welchen, das habe ich vergessen. Aber nicht vergessen habe ich, dass der Professor bei jedem Gedankenstrich in die Runde fragte: „Was hat sich der Dichter hier wohl gedacht?“ Diese Art der Satzzeichen-Hermeneutik hat mich so genervt, dass ich zur Philosophie gewechselt bin, ohne zu ahnen, wie viele Gedankenstriche mich dort erwarten. (31.07.2014)

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