Heikle Wörter

Es gibt Wörter, die unbrauchbar geworden sind: Von einer Endlösung kann man wohl nicht einmal mehr in der Mathematik sprechen. Problematische Wörter werden in einer aktuellen Publikation untersucht:

Matthias Heine: Kaputte Wörter? Vom Umgang mit heikler Sprache. Berlin: Dudenverlag, 2023

Von kaputten Wörtern zu sprechen, ist eine etwas unglückliche Metapher, da „kaputt“ sich auf mechanische Gegenstände bezieht und zudem die Idee einer möglichen  Reparatur mit sich bringt. Aber wie soll man Wortbedeutungen reparieren? Der Autor spricht in einem anderen Buch von verbrannten Wörtern oder hier im Untertitel von heiklen Wörtern. Dieser Ausdruck ist treffend, da die Wörter ja durchaus noch in Gebrauch sind, aber man muss aufpassen, nicht in ein semantisches Fettnäpfchen zu treten, wenn man sie benutzt.

Der Journalist Matthias Heine untersucht eine Liste von Wörtern jeweils in vier Schritten: Ursprung des Wortes, Geschichte des Wortgebrauchs, derzeitige Kritik, Einschätzung und Empfehlung des Autors. Ein kurioses Beispiel ist die Pizza Hawaii. Die Pizza mit Schinken und Ananas belegt gehörte früher zu den beliebtesten Pizzen: Sie wurde 1962 in Kanada kreiert, damals kamen die meisten Früchte aus Hawaii. Der Ausdruck wurde problematisiert, weil die Ananas unter Ausbeutung der indigenen Bevölkerung angebaut wurde und damit eine kolonialistische Aneignung verbunden ist. Politisch korrekt bestellt man eine Ananaspizza. (14.01.2023)

Eine Pizza Hawaii: der Grundteig wird mit Tomatensauce, Schinken, Ananas und Käse belegt. Foto: Wikimedia Commons

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