Verhältnis und Beziehung

Im 19. Jahrhundert hatte ein Ehemann oder eine Ehefrau ein Verhältnis, d.h. eine außereheliche sexuelle Verbindung. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Wort für jede langfristige sexuelle Bindung nicht verheirateter Personen benutzt. Das Wort „Verhältnis“ neutralisiert, es vermeidet jeden Anklang an emotionale Bindung oder Sexualität.

Ähnlich verhält es sich mit dem Wort „Beziehung“, das allgemein einen Verbindung zwischen Personen benennt, aber abstrakt wie die Relation in einer Struktur. Der Ausdruck „soziale Beziehung“ stammt von Max Weber und ist zunächst ein soziologischer Terminus. Beziehungen werden eingeteilt in unterstützende, aversive, indifferente, ambivalente, symmetrische, komplementäre usw. In der Alltagssprache hat man eine Beziehung oder steckt in einer Beziehung, es bleibt zunächst unbenannt, ob es sich um Liebe, Freundschaft, Zuneigung, Abneigung, Feindschaft, Hass usw. handelt. Ein Schwerpunkt ist aber die Liebesbeziehung oder sexuelle Beziehung.

Das Wort „Beziehungsprobleme“ gibt es seit den 70er Jahren als Bezeichnung für Spannungen, Krisen, Konflikte zwischen Paaren, die man mit Beziehungsarbeit lösen muss. Eine Beziehungskiste ist eine Art Gefängnis, aus der zwei oder mehr Beteiligte keinen Ausweg finden. Der Therapeut Paul Watzlawick will nicht Personen mit Symptomen, sondern Beziehungen behandeln. (16.01.2023)

In der Soziometrie werden Beziehungen innerhalb einer Gruppe gemessen und in einem Graphen visualisiert. Auch hier geht es um die Beschreibung einer Struktur. Quelle: Wikimedia Commons

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