Historischer Humor 9

Über Schwiegermutterwitze, die Anfang des 19. Jahrhunderts aufkommen und sich bis heute erhalten haben, habe ich schon einen Beitrag geschrieben. Ein andres Witzgenre aus dieser Zeit ist jedoch weitgehend ausgestorben: Witze über das Personal. Es geht um Dienstboten, Kutscher, Diener, Köchinnen und natürlich vor allem um Hausmädchen. Es gibt mehrere Varianten:

1. Das  Personal ist dumm, faul und ungeschickt, weil es aus einer bildungsfernen Schicht stammt. Zwei Beispiele:

Die gnädige Frau: „Minna, wenn heute Abend der Gast kommt, dann fragen sie, ob es noch etwas Suppe sein darf.“- Minna: „Ja, gnädige Frau.“
Am Abend frägt Mi
nna den Gast: „Darf es noch etwas Suppe sein?“ Der Gast: „Ja, bitte, sehr gern.“ Minna: „Ist aber keine mehr da!“

Diese Witze in den Witzblättern sind oft flach, so richtig lachen kann man meist nicht darüber.

2. Sehr viel seltener findet man die umgekehrte soziale Variante: Das Personal ist klug, schlagfertig, schnippisch bis frech und der feinen Herrschaft überlegen. Auf die Schnelle habe ich kein Beispiel gefunden.

3. Der Klassiker: Der Hausherr hat ein Verhältnis mit dem Dienstmädchen, mal verführt er sie, mal verführt sie ihn. Zwei harmlose Beispiele:

Zwei Hausmädchen unterhalten sich: „Furchtbar, den ganzen Tag muss ich sagen: Jawohl gnädige Frau, jawohl gnädige Frau und immer wieder jawohl gnädige Frau…“
„Das ist noch gar nichts, ich muss immer wieder sagen: nein gnädiger Herr, aber nicht doch gnädiger Herr!“

Die Dame des Hauses vertraut sich ihrem langjährigen Dienstmädchen an: „Stellen Sie sich vor, mein Mann hat ein Verhältnis mit seiner neuen Sekretärin.“ – Das Hausmädchen wird blass und erwidert: „Ach, das glaube ich nicht, sie wollen mich nur eifersüchtig machen.“

Diese sexuelle Variante des Dienstmädchenwitzes hat sich bis heute gehalten, ein aktuelles Beispiel (wobei die Entstehung eines Witzes selten datiert werden kann):

Minna, das Dienstmädchen kündigt, um zu heiraten. „Glauben Sie, erkundigt sich die Hausfrau, „dass Sie es nun besser haben werden als bei uns?“ – „Besser nicht“, gesteht Minna, „aber öfters.“

Das Kompositum „Dienstmädchen“ ist eigentlich ein unschönes und herabsetzendes Wort: ein Mädchen für diverse Dienste. (19.12.2019)

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