Jahresendwitz

Bevor das Jahr zu Ende geht, muss ich noch einen schlampigen Wortgebrauch bei mir zur Anzeige bringen. Er betrifft meine Beitragsserie „Historischer Humor“, in der ich zeigen möchte, dass auch das Lachen historisch bedingt ist. Meine Beispiele sind aber meist Witze und selten Humor. Worin besteht der Unterschied?

Humor ist eine Lebenseinstellung oder ein Persönlichkeitszug: Sich nicht so wichtig nehmen, Distanz zu sich halten, Schwächen eingestehen, negative Erfahrungen gelassen hinnehmen und dementsprechend heiter und abgeklärt mit den Gegebenheiten des Lebens umzugehen. Treffend das Bonmot des ansonsten vergessenen Dichters Otto Julius Bierbaum (1865–1910): Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Witze sind primär eine Textsorte, es gibt aber auch reine Bildwitze und Textbildwitze. Witze gehen frech mit Tabus um, mit Sex, Alter, Tod, Gesundheit, Behinderung, Religion, Prominenz usw. Witze können böse und gemein sein und sie pfeifen auf political correctnes, die Skala reicht von platten bis zu geistreichen Witzen. Es gibt dreckige Witze, aber keinen dreckigen Humor. Jemand kann gut und oft Witze erzählen ohne Humor zu haben. Es gibt ausgesprochen humorlose Witze.

Nach dem Journalisten Harald Keller (TAZ) gibt es auch Jahresendwitze, sie haben Restpostenqualität – nach dem Motto „alles muss raus“. Hier mein Jahresendwitz:

Warum sind in dreißig Jahren alle holländischen Fußballtrainer arbeitslos?- Weil die Holländer dann nur noch Wasserball spielen. (30.12.2019)

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