Schausteller-Malerei

Eine Form der Malerei, die wir alle kennen, die aber selten in ihrer speziellen Ästhetik gewürdigt wird, ist die Schausteller- oder auch Kirmesmalerei. Sie ist eine Unterform der Dekorations- oder Werbemalerei, die auf Verkaufswagen, Fahrgeschäften, Zirkuswagen usw. visuelle Aufmerksamkeit erregt. Oft in Airbrush-Technik, immer mit knalligen Farben und karikaturhaften Überzeichnungen. Eine Ähnlichkeit mit bestimmten Grafitti-Stilen ist unverkennbar. Es gibt etliche Ateliers mit Malern und Grafikern, die sich auf diese Form von Alltagskunst spezialisiert haben. Dort findet man auch schöne Galerien mit Beispielen, z.B. Jacek`s Malerei oder AtelierEK. (14.10.2015)

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Macht Appetit auf Ossi-Waffeln. Foto: Wolfgang Scherer. Flotte Frauen werben für ein Suspended Hochfahrgeschäft. Quelle: Jacek Mrozewic auf zwww.schausteller-malerei.de

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Diminutiv

Manchmal ist Sprache unfreiwillig komisch. So lese ich heute in der Südwestpresse, dass die 16. Vorlesung zum Gedenken an den Tübinger Psychoanalytiker Wolfgang Loch von Frau Elfriede Löchel gehalten wird. Thema: Triebe und Objekte. Frau Löchel ist Professorin für Theoretische Psychoanalyse, Psychoanalytische Subjekt- und Kulturtheorie an der International Psychoanalytic University in Berlin. Das Wort Löchel gibt es nur als Eigenname, der korrekte Diminutiv lautet Löchlein. (13.10.2015)

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Crossing

Dass ich ein Faible für Streetart und visuelle Kommunikation im öffentliche Raum habe, belegen meine Fotos in diesem Blog. Graue Wände und triste Ecken werden durch ein Piece oder Character ästhetisch durchaus aufgewertet. Was mich ärgert, sind die vielen Dilettanten, die unterwegs sind und nur hässliche Tags hinterlassen und gelungene Graffiti übersprühen. Das sogenannte Crossing ist bei den begrenzten Flächen nicht unüblich, aber oft ist es nur provokative Zerstörung. (12.10.2015)

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So sehen viele Betonwände in Tübinger Unterführungen aus. Unter den Schmierereien verbergen sich oft anspruchsvolle Graffiti. Foto: St.-P. Ballstaedt

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Vegane Fleischwurst

Kein Wort gegen Vegetarier oder gegen Veganer, jeder soll das essen, was ihm gesundheitlich gut tut und ein reines Gewissen verschafft. Aber das Faken von Fleischprodukten finde ich reichlich albern: Gulasch aus Soja, vegane Schnitzel und Braten, die wie ein Fleischstück geformt werden, vegetarische Hacksteaks oder eine vegane Fleischwurst, in der sich kein totes Tier befindet. Könnte man sich für neue Produkte mit Tofu, Soja, Eiweiß, Grünkern usw. nicht auch neue Benennungen einfallen lassen, statt falsche Assoziationen anzuregen?

Zur Etymologie: „Wurst“ als in Därmen gefülltes Würzfleisch kommt im 11. Jh. auf, die Herkunft ist ungewiss, vermutlich von indogermanisch „urtsti“ = Gedrehtes. – Ein Schnitzel ist ursprünglich ein Teilstück von einem Ganzen, erst Mitte des 19. Jh. bekommt es die Bedeutung einer herausgeschnittenen Fleischscheibe. – Gulasch kommt aus dem Ungarischen von „gulyas“ = Rinderhirt und bezeichnet ein scharf gewürztes Fleischgericht. – Braten kommt aus dem althochdeutschen „brato“ und bedeutet „essbares Fleisch“, aber es hat nichts mit dem Verb „braten“ zu tun, das eine spezielle Garmethode bezeichnet. Das Verb hat eine indogermanische Wurzel, auf die auch „brennen“ und „Brot“ zurückgehen. Eine Bratwurst ist eine Wurst, die gebraten wird! (11.10.2015)

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Neu im Angebot: vegane Fleischwurst aus Weizeneiweiß und- stärke, Sojaeiweiß, Guarkenmehl und diversen Gewürzen. Vorsicht: Kann Spuren von Sellerie enthalten. Quelle: http://vegan-tagein-tagaus.blogspot.de

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Verifikation

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Ähnliche Vorlagen werden auch in der Kognitionspsychologie benutzt. Dabei muss nach der Präsentation schnell entschieden werden, ob Text und Bild übereinstimmen. Gemessen wird die Reaktionsgeschwindigkeit (Verifikationsaufgabe). Stände unter dem Bild „Apfel“ wäre die Reaktionszeit kurz, bei „Obst“ oder „Frucht“ wäre sie messbar länger. Foto: St.-P. Ballstaedt (08.10.2015)

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Duldungsstarre

Dies ist mein Lieblingswort des Oktober 2015. Wann das Wort aufgekommen ist, konnte ich nicht herausbekommen, in der Biologie wird auch von Duldungsreflex gesprochen. Weibliche Säugetiere dulden die Belegung durch das männliche Tier, indem sie „in einer für die Penetration günstigen Stellung verharren und das Aufspringen des Partners zulassen (Sägebockstellung, Drehen der Ohren nach hinten, Halten des Schweifes zur Seite, Präsentieren der Vulva“ (Wikipedia). Ausgelöst wird der Reflex durch Pheromone des männlichen Tiers. Angeblich wird daran geforscht, ein derartiges Pheromon auch für den zwischenmenschlichen Bereich zu entwickeln. Na dann viel Vergnügen. (05.10.2015)

Duldungsstarre

Duldungsstarre der Sau, der Eber bleibt munter. Quelle: Pleple2000, Wikimedia Commons

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DDR-Sprache

Zum Tag der deutschen Einheit in allen Zeitungen ein Thema: Was für Unterschiede gibt es noch zwischen den alten und den neuen Bundesländern? Was die Sprache betrifft, so war die Zeit der DDR ein linguistisches Laboratorium: Es bildeten sich schnell neue Wörter für neue Lebensverhältnisse: Aufbettung, Sättigungsbeilage, Reisekader, Frauenruheraum, Ausreiseantrag, Wendehals.

Etliche Wörter dienten der Abgrenzung gegenüber dem Westen: Männertag (für Vatertag), Grilletta (für Hamburger), Krusta (Pizzaersatz), Jahresendprämie (statt Weihnachtsgeld). Die oft verspotteten Jahresendflügelpuppen hat es aber im Sprachgebrauch nicht gegeben, sie sind eine satirische Erfindung.

Einige Wörter wurden auch von den russischen Freunden entlehnt: Datscha, Kosmonaut, Kolchose, Dispatcher (eine englisches Fremdwort im Russischen).

Interessant ist das Schicksal der DDR-Wörter nach der Wende: In den Westen hat es keines geschafft. Im Web findet man zahlreiche Ossi-Wörterbücher, oft nur Sammlungen ohne sprachwissenschaftlichen Anspruch. Eine gute Übersicht bietet der Wikipedia-Artikel über Sprachgebrauch in der DDR. (03.10.2015)

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Falsch verbunden

Dieses Logo einer Website, die sich kritisch mit Verbindungen und Burschenschaften auseinandersetzt, kommt ursprünglich aus Freiburg. Es dokumentiert die dortigen Aktivitäten in einem Blog, bietet ein Korporierten-Lexikon an und sammelt Äußerungen wie diese von Kurt Tucholsky: “Verbindungsstudenten sind ein Haufen von verhetzten, irregeleiteten, versoffenen, farbentragenden jungen Deutschen!”

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Ein Aufkleber, den man in vielen Universitätsstädten finden kann. Foto: St.-P. Ballstaedt (01.10.2015)

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Calvin

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Und noch eine Comicfigur hat es an Tübinger Hauswände geschafft: Calvin (ohne Hobbes). Foto: St.-P. Ballstaedt (29.09.2015)

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Lucky Luke

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L´homme qui tire plus vite que son ombre. Gefunden am Studentendorf in WHO Tübingen. Foto: St.-P. Ballstaedt (27.09.2015)

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