Schön bunt

Die Bilder, die das Hubble- und neuerdings das James-Webb-Weltraumteleskop liefern, begeistern nicht nur die Astronomen, sondern vor allem auch die Laien, die sich Poster und Kalender mit Aufnahmen aus dem All an die Wand hängen. Was aber dabei gern vergessen wird: Auch wenn wir zum etwa 7.700 bis 9.600 Lichtjahre entfernten Carina-Nebel reisen könnten, einen derartig ästhetischen Anblick wie in ABB. 01 würden wir nicht genießen.

Die spektakulären Bilder sind mit digitalen Kameras mit unterschiedlichen infraroten Wellenlängen aufgenommen, die unsere Augen nicht wahrnehmen können. Um sie sichtbar zu machen, bekommen die Daten jeder Wellenlänge einen Grauwert zugeordnet, dann werden die Bilder übereinandergelegt und den Grauwerten werden Farben unseres sichtbaren Spektrums zugeordnet. Welche Farbe der jeweiligen Wellenlänge entsprechen soll, ist eine subjektive und ästhetische Entscheidung, die aber von unserer natürlichen Wahrnehmung beeinflusst ist. So wurde in der Aufnahme aus dem Carina-Nebel dem Hintergrund ein Blau zugeordnet, das an den Himmel erinnert, den Nebelwolken ein Braun, das uns an Berge und Landschaften denken lässt. Kunsthistoriker vermuten diese Farbgebung durch die amerikanische Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts inspiriert. Was wir sehen ist also ein visuelles Artefakt, das sicher auch einen Marketing-Effekt hat: Wir sind von den Einblicken ins All derart fasziniert, dass wir die immensen Summen für diese Projekte billigen. Lektüre: Pippa Goldschmidt (2022). The Webb Telescope Shows the Universe as We Hope to See It. In: Art Review. (17.11.2022)

Aufnahme des Webb-Teleskops eines Sternentstehungsgebietes im Carina-Nebel veröffentlicht am 12. Juli 2022. Quelle. NASA, Wikimedia Commons.

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