Stellvertreter

In der Grammatik werden die Pronomen gern als Stellvertreter für ein Nomen bezeichnet, aber es gib andere stellvertretende Ausdrücke, die jeder aus Erfahrung kennt. In angespannten Situationen ist es wohl jedem schon passiert, dass ihm beim Sprechen ein gesuchtes Wort partout nicht einfällt, obwohl man genau weiß, dass man es in seinem Lexikon im Gehirn gespeichert hat: das Es-liegt-mir-auf -der-Zunge-Phänomen! Kurioserweise weiß man dabei oft, mit welchem Buchstaben es anfängt oder wieviel Silben es hat. Was das Phänomen über die Wortspeicherung und die Wirtfindung aussagt lassen wir einmal beiseite.

Viele ältere Mensch klagen darüber, dass ihnen Wörter, oft Personen oder Orte, nicht mehr einfallen. Auch mir geht es nicht anders. Ein Beispiel: Im Fluss einer Vorlesung über die Gesprächsmaximen von Paul Grice will ich den Begriff der Maxime bei Immanuel Kant erläutern. Während ich frei rede, spüre ich, dass mir der Name „Kant“ nicht einfällt, ein Name, den ich wirklich oft benutzt habe. Das peinliche Vergessen kann ich durch eine Umschreibung wie „der wichtigste deutsche Aufklärer“ oder der „Philosoph aus Königsberg“ kaschieren, und chon wenige Sätze nach der Wortfindungsstörung fällt mir der Name meist wieder ein.

Im Alltag benutzen wir gern inhaltsleere Stellvertreterwörter wie „das Dingsda“ oder Floskeln wie „na, du weißt schon“, wenn ein Wort nicht abrufbar ist. Quälend können aber Wortfindungsstörungen bei einer Dysphasie werden, z.B. nach einem Schlaganfall. Die Person weiß, was sie sagen will, aber die Wörter stehen nicht mehr zur Verfügung. (09.09.2019)

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