Upskirting

Als ich Anfang der sechziger Jahre die Tanzstunde besuchte, wurden in einer Woche die Geschlechter getrennt: Die Mädchen bekamen Schmink- und Schönheitstipps, die Jungen Anstandsregeln beigebracht. Darunter auch diese: Steigt man mit einer Dame eine Treppe hinauf, so hält man sich auf der Geraden hinter ihr, um sie beim Straucheln aufzufangen. An der Treppenbiegung muss man hingegen schnell aufschließen, denn sonst könnte man ihr unter den Rock schauen. Tatsächlich war ein Blick unter einen Rock ein Ziel der Begierde, obwohl es ja auch nicht mehr zu entdecken gab wie in einem Badeanzug oder einem Eislaufröckchen.

Warum diese Erinnerung an die Pubertät? In der Zeitung lese ich in einem Artikel, dass Frauen eine Online-Petition gestartet haben, die das heimliche Fotografieren unter Röcke unter Strafe stellen soll. Vorbild sind England und Wales, wer dort unter einen Rock fotografiert, der muss bis zu zwei Jahren Gefängnis rechnen. Jetzt arbeiten die Justizminister daran, diese „Gesetzeslücke“ bei uns zu schließen. Nun gibt es sicher sinnvollere Einsätze für eine Kamera, aber muss man eine derartige Handlung gleich kriminalisieren? Wer im Web nach derartigen Fotos sucht, findet nur harmlose Bildchen. Ein echter Hingucker ist hingegen die berühmte Szene im Erotikthriller „Basic Instinct“, in der Sharon Stone gekonnt ihre Beine übereinanderschlägt, aber auf DVD und mit Stopptaste. (28.07.2019)

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  1. Catcalling | Steffen-Peter Ballstaedt - 29. Oktober 2020

    […] einigen Monaten habe ich einen Beitrag zum Upskirting geschrieben, dem strafbaren Fotografieren unter den Rock. Jetzt habe ich über eine neue […]

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