Verdeutschungen

Philipp von Zesen (1619 – 1689) war ein Schriftsteller und Dichter, der nicht nur den ersten Barockroman geschrieben hat (Die Adriatische Rosemund), sondern vor allem für Wortschöpfungen und Wortübersetzungen bekannt wurde. Er gründete die Deutschgesinnte Genossenschaft, die zum Ziel hatte, die deutsche Sprache vor Einflüssen von Fremdwörtern zu bewahren. Viele seiner Verdeutschungen von Fremdwörtern haben tatsächlich Eingang in die deutsche Sprache gefunden, viele haben es aber nicht geschafft.

Hier eine Liste erfolgloser Verdeutschungen:

  • Entgliederkunst für Anatomie
  • Jungfernzwinger für Nonnenkloster
  • Meuchelpuffer für Pistole
  • Tageleuchter für Fenster
  • Scheidekunst für Chemie
  • Scheidezeichen für Komma
  • Krautbeschreiber für Botaniker
  • Schweisslöcher für Poren
  • Wortglied für Silbe
  • Lustgetöne für Musik

Hier eine Liste erfolgreicher Verdeutschungen:

  • Beifügung für Apposition
  • Bücherei für Bibliothek
  • Briefwechsel für Korrespondenz
  • Emporkömmling für Parvenü
  • Wahlspruch für Devise
  • Lustspiel für Komödie
  • Tagebuch für Journal
  • Kreislauf für Zirkulation
  • Leidenschaft für Passion

In vielen meiner Beiträge habe ich Absonderlichkeiten der Sprache behandelt. Jetzt ist ein Buch erschienen, das ich selbst gern zusammengestellt hätte:

Thomas Böhm & Carsten Pfeiffer (Hrsg.); Die Wunderkammer der deutschen Sprache. Gefüllt mit Wortschönheiten, Kuriositäten, Alltagspoesie und Episoden der Sprachgeschichte. Berlin: Verlag Das kulturelle Gedächtnis, 2019.

Wirklich eine Fundgrube für Sprachliebhaber, dazu grafisch anspruchsvoll präsentiert (2xGoldstein+Schöfer). Foto: St.-P. Ballstaedt (25.01.2020)

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