Dieses schöne Wort bezeichnet Boulevardjournalisten, die den Hinterbliebenen eines Unglücks auf den Leib rücken, um ein emotionales Statement oder Fotos der Opfer zu ergattern. Das Wort ist seit 1985 belegt, das Verb dazu lautet „witwenschütteln“. Wie das läuft, schildert der ehemalige Chefredakteur von BILD Udo Röbel :
„Hatte man etwa bei einem Unglück die Adresse von Hinterbliebenen herausgefunden, ist man sofort hingefahren, klar. Beim Abschied aber hat man die Klingelschilder an der Tür heimlich ausgetauscht, um die Konkurrenz zu verwirren. Ich war damals oft mit demselben Fotografen unterwegs, wir hatten eine perfekte Rollenaufteilung. Er hatte eine Stimme wie ein Pastor und begrüßte die Leute mit einem doppelten Händedruck, herzliches Beileid, Herr… Ich musste dann nur noch zuhören. So kamen wir an die besten Fotos aus den Familienalben.“ (Bildblog 6.1.2008)
Heute brauchen die Journalisten oft nicht mehr zu schütteln, denn Fotos von Opfern finden sie oft in den sozialen Netzwerken, die Verwendung missachtet allerdings Urheber- und Persönlichkeitsrechte. (28.10.2017)
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