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Orthorexie

Bekanntlich können Menschen viele Weisen des Erlebens und Verhaltens ausbilden, darunter Absonderlichkeiten und Marotten, wobei die Grenze zwischen normalem und pathologischem Verhalten immer weiter verschoben wird. Das zeigt die Diskussion um die fünfte Auflage des “Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen” (DSM-5). Dort gibt es Krankheitsbilder wie Disruptive Mood Dysregulation Disorder (DMDD), deutsch eine “schwere Stimmungsregulationsstörung” oder „verlängerte Trauer“ oder eine „minore neurokognitive Störung“. Andere Beispiel e für neue Krankheiten sind Burnout, Prokrastination und die beliebte Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS).

Und jetzt das Neuste: Orthorexie: das andauernde Grüblen über die Gesundheit der Nahrung (orthos = richtig, orexis = Appetit). Die Betroffenen beschäftigen sich mit Nährwerttabellen und Vitamingehalt, sie fahnden unablässig nach ungesunden Bestandteilen: versteckte Zucker, bestimmte Fette, Rückstände, künstliche Zusatzstoffe, Acrylamid usw. Dabei geht es nicht nur um das eigene Essen, sondern der Gesundheitswahn bezieht in missionarischen Drang auch alle Mitesser ein. Noch ist Orthorexie nicht als Krankheit anerkannt, aber sie wird wohl bald unter die Essstörungen eingereiht. Und dann wird es auch Therapien und Selbsthilfegruppen geben. (15.03.2015)

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Eine Rohkostplatte sieht gesund aus, aber Vorsicht! Selbst in Biogemüse hat man Rückstände gefunden! Autor: Usien, Wikimedia Commons

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Wichtige Hinweise

Gluehbirne

Ohne diese Anleitung zum Einschrauben der Glühbirne hätte ich das diascope mini 3 von Kaiser wohl nie in Gebrauch nehmen können. Scan: St.-P. Ballstaedt (14.03.2015)

Streichholz

Den Winkel des Streichholzes habe ich nicht immer korrekt eingehalten, deshalb sind auf der Reibefläche häßliche Kratzspuren. Scan: St.-P. Ballstaedt (16.03.2015)

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Oskar Schlemmer

Ich habe heute die Ausstellung „Visionen einer neuen Welt“ mit Werken von Oskar Schlemmer in der Stuttgarter Staatsgalerie angeschaut. Seine strengen Kompositionen bewundere ich, aber die Menschen auf den Bildern sind nur Formen, nur puppen- und marionettenartige Prototypen. Die Gruppen sind perfekt im Raum angeordnet, aber die Personen schauen starr und autistisch aneinander vorbei. Diese Gemälde lassen mich kalt. Spannender finde ich seine Arbeiten für die Bühne: Kostüme, Kulissen und Choreografien, auch hier strenge Formen, aber mit einer kindlichen Gestaltungs-und Spielfreude. (14.03.2015)

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Tischgesellschaft (1935). Strenges Arrangement starrer und gesichtsloser Körper. Quelle: Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt am Main, Wikimedis Commons

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Maßarbeit

Dildo

Dieser Aufkleber ist mir mehrfach aufgefallen und ich habe die angegebene Website besucht. Dort kann frau sich einen Dildo nach eigenen Maßvorstellungen mit einem 3D-Drucker herstellen lassen. Das ist doch eine zukunftsträchtige Geschäftsidee. Foto: St.-P. Ballstadt (12.03.2015)

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Wünsche

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An der Bushaltestelle Hauserstraße in Tübingen: Da habe ich mir gleich etwas abgerissen. Foto: St.-P. Ballstaedt (10.03.2015)

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Aufmerksamkeit

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Nachtrag zum Frauentag: Werbung der Firma Mey mit Mitteln der Aufmerksamkeitslenkung : Erotik als Eye-Catcher, abweichende Typografie, für die Gebildeten eine visuelle Metapher mit  Anspielung auf Shakespeare. Quelle: Mey Bodywear

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Rolf Goetze

Jeder wird sich an ein Filmplakat von ihm erinnern: Das erste bekannte Filmplakat von Rolf Goetze stammt aus dem Jahr 1948, das letzte aus dem Jahr 1972. In diesem Zeitraum entwarf er etwa 800 Plakate und gehört damit zu den produktivsten Filmplakat-Grafikern. Meist stehen die Hauptdarsteller in markanten Großportraits im Zentrum und eine Szene des Films wird zitiert. Ein Plakat von ihm zum Hammer-Film „Draculas Rückkehr“ (1968) hängt bei mir an der Wand. Über Rolf Goetze weiß man kaum etwas.

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Christopher Lee in seiner dritten Rolle als Dracula. Hier möchte er gern Maria beissen, die Nichte des Monsignore Ernst Müller (!). Quelle: Filmposter-Archiv.

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Graphic Recording

Eine neue Form der Visualisierung wird aus den USA nach Deutschland importiert: Graphic Recording ist die visuelle Live-Dokumentation und Zusammenfassung von Konferenzen, Workshops und Seminaren. Der Graphic Recorder – interessanterweise meist eine Frau – hört zu, fasst zusammen und setzt die Ergebnisse in Bild und Wort um. Auf der dabei entstehenden Wandzeitung verwendet sie Strichmännchen, Kästen und Pfeile, piktografische Bildchen und visuelle Metaphern. Das Ergebnis erinnert an Mind Mapping, das von den Brüdern Buzan 1993 in ihrer Mind-Map-Bibel als visuelles Allheilmittel für alle Probleme angepriesen wurde.

Dass Visualisierungen (Mind Maps, Concept Maps, Charts, Skizzen, welche auch immer) für das Einprägen nützlich sind, daran besteht kein Zweifel. Aber jetzt lesen wir bei den überzeugten Graphic Recordern wieder: Der Mensch ist ein Augentier, er denkt vor allem in Bildern. Das ist Unsinn. Zum Denken gehören auch visuelle (und andere) Vorstellungen, aber Denken geschieht vor allem über Begriffe und Begriffsverknüpfungen. Visualisierungen finden ihre Grenzen, wenn abstrakte Inhalte und Argumentationen vermittelt werden sollen. Visualisierungen sind ein Hilfsmittel, nicht mehr und nicht weniger. (07.03.2015)

Innovationspolitik: Impulse von Prof. Hüther / Graphik Recording

Ein Ergebnisprotokoll als Graphic Recordering: Hübsch anzuschauen, aber wirkt sehr sozialpädagogisch. Bild: www.flickr.com

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Minis

Minis

Werbung, PR, Selbstverstärkung? Aufkleber an Tübinger Laternen mit dem Logo der Ministranten der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Fingerabdruck für Individualität, die Kerzen für Spiritualität. Foto: St.-P. Ballstaedt.

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Diapositive

Nostalgieabend. Wir schauen uns alte Dias an, die ersten von 1977, in verschiedenen Bildformaten, teils vergilbt, teils noch farbecht, verglast und unverglast (dann muss der Vorführer die Schärfe immer nachziehen). Angenehm, wieder einmal das Klicken des Bildschiebers zu hören. Auch ein Medium für das Museum (wie der Super-8-Film), das durch das Konvergenzmedium Computer mit Digitalfotografie und Beamer verdrängt worden ist. Stärke der Dias waren der große Kontrastreichtum und die helle Projektion. Die klassische Diashow gehörte zu den Familienevents nach einem Urlaub: Gattin vor dem Eiffelturm, Gattin rechts neben dem Eiffelturm, Gattin links neben dem Eiffelturm usw.

Alle didaktischen Dias habe ich weggeworfen (z. B. Baupläne der Tiere), derartige Bilder findet man jetzt alles im Web. Auf der Jahresfortbildungs­tagung des Zentral­verbandes für Logopädie e.V. in Aachen habe ich 1991 meinen einzigen Vortrag mit Dias gehalten: Vom Begriff zum Wort: Zwei Gedächtnisse in Aktion. Die meisten Dias standen auf dem Kopf oder waren seitenverkehrt. (05.03.2015)

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Ausgemustert: Dias. Foto: St.-P. Ballstaedt

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