Als Spaziergänger, Wanderer und Pilzsucher im Schönbuch und im Rammert beobachte ich seit drei Jahrzehnten, dass mit dem Wald immer ruppiger umgegangen wird. Aber derzeit ist es besonders schlimm, nach dem Holzeinschlag sieht es wie auf einem Panzerübungsgelände aus. Moos- und Strauchschicht sind völlig zerstört, das Pilzmyzel auf Jahre vernichtet, tiefe Kerben in den Waldboden gerissen, in denen nicht selten Öllachen stehen. Wenn sich dann nach einigen Jahren darin Wasser gesammelt und ein kleines Biotop mit Molchen und Kröten gebildet hat, wird es mit grobem Schotter aufgefüllt, damit wieder Maschinen dort fahren können. Die Holzfällarbeiten sind eine Schändung des Waldes und eine Zerstörung unserer visuellen Umwelt. Naturschutz, Nachhaltigkeit, Naturnähe, wo bleiben diese hehren Ziele, die man auf den Sites des Umwelt-Bundesamtes lesen kann? (14.02.2019)
Hinterlassenschaften nach Holzernte im Schönbuch (zum Vergrößern ins Bild klicken). Fotos mit freundlicher Genehmigung von Harald Kunz auf https://waldkritik.de.
Nachtrag: mein Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt am 22.02.2019:
Kritiker an der Bewirtschaftung unserer Wälder werden von Forstexperten als romantische Waldschrate hingestellt. Natürlich ist Holz eine wichtige Ressource und in unserer Wohnung findet man vom Parkett bis zu Massivholzmöbeln viel davon. Es geht aber um die Art und Weise, wie das Holz aus dem Wald geholt wird.
Gestern Spaziergand zwischen Pfrondorf und Einsiedel (mit Fotoapparat): Man kann sehen, dass der Wald für die Holzernte eingerichtet wird: Die Waldwege sind doppelt so breit als früher, das begrenzende Buschwerk ist niedergewalzt, die Kehren sind weit ausgebaut, beides damit die großen Harvester dort rangieren können. Die Schneisen, die vom Weg aus in den Wald geschlagen werden, bleiben erhalten, damit die nächste Holzernte einfacher wird. Fazit: Der Wald wird einzig für die ökonomische Nutzung zugerichtet. Von Bodenschutz, Artenschutz, Pflegearbeiten, Nachhaltigkeit, Erholungsraum kann ich nichts erkennen. Hier wächst kein Pilz mehr, flattert kein Schmetterling und eine Beere kann man auch nicht mehr pflücken.
Weinen nutzt nichts, man muss dem ökonomischen Nutzendenken etwas entgegensetzen!
… Es ist zum Weinen …