Gern gehe ich der Geschichte von Wörtern nach, um die ursprüngliche Bedeutung und den Bedeutungswandel zu rekonstruieren. Dabei darf man aber nicht der Idee verfallen, eine wahre Bedeutung zu finden und damit Erkenntnis über die Begriffe oder gar die Dinge selbst zu gewinnen. Etymologie ist eine Sprachwissenschaft, keine Erkenntnistheorie. So meinte Gustav Jung, dass in jeder Sucht ein Suchen steckt, aber „Sucht“ und „suchen“ haben etymologisch nicht miteinander zu tun, wie „Friedhof“ nichts mit „Frieden“ und „Braten“ nichts mit „braten“ (siehe Olschansky, 2009). Eine falsche Etymologie kann auch missbraucht werden: So wurde im Mittelalter im Hexenhammer das Wort femina (Frau) etymologisch aus „fe“ (Glaube) und „minus“ (weniger) abgeleitet. Damit wurde belegt, dass Frauen anfällig für Abweichung vom Glauben und Zuwendung zur Hexerei sind. (26.05.2016)
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