Dümpeln

Mein Lieblingswort im Januar 2016. Laut Duden aus der Seemannssprache in der Bedeutung „leicht schlingern“. Etymologisch werde ich wieder nur in Grimms Deutschem Wörterbuch (Band 2: Biermörder – Dwatsch) fündig, aber nur in der Verbform „dumpeln“, ursprünglich „umrühren“, „ hin- und herstoßen“. Im Dumpelfass wird die Milch zu Butter gestoßen, übrig bleibt die Dumpelmilch. Über die genaue Herkunft findet man wenig, das Wort wird wohl im 14. Jahrhundert aus dem  älteren Verb „dummeln“ gebildet, vom dem die Verben „tummeln“ und „taumeln“ abgeleitet sind. Das Verb wird in vielfacher Bedeutung benutzt, aber der semantische Kern ist immer eine Hin- und Herbewegung. Warum ist mir das Wort eingefallen? Ich dachte heute, dass ich etwas ziellos durch die vielen Feiertage dümple. (03.01.2016)

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K.O.-Tropfen

KO-Tropfen

„Du gibst K.O.-Tropfen. Wir machen dich K.O.!!“ Wieder eine Kampagne, deren Ursprung ich nicht klären konnte. Die Aufkleber hängen in den schmuddeligsten Winkeln in Tübingen und sind meist auch dementsprechend mitgenommen. Foto: St.-P. Ballstaedt (01.01.2016)

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2016

Karikatur#1

Karikatur: Christian Sujata, 2006. Siehe dazu den dazugehörigen Animationsfilm (31.12.2016)

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Laubsägearbeiten

Als ich um die 12 Jahre alt war, da galten selbstgebastelte Weihnachtsgeschenke als besonders wertvoll. So habe ich z. B. alle Lieben mit Blumenampeln aus Kokosnüssen, mit selbst gelegten Mosaikbildern und vor allem mit Laubsägearbeiten beglückt. Die auf Holz vorgedruckten Motive wurden ausgesägt, bunt bemalt und dann lackiert. Z. B. hölzerne Serviettenständer, Wandbilder (für Toiletten) oder Schlüsselbretter, meist mit Motiven aus Märchen oder aus der Tierwelt: Zwerge, Engel, Schneemänner, Pilze, Bäume, Hühner, Katzen usw. Diese Motive findet man heute nur noch selten, auf der Website von Heike Böckstiegel hatte ich aber ein Déjà-Vu-Erlebnis. (26.12.2015)

holzarbeiten_heike_herbst-schlafende Geister

Schlafende Geister als Laubsägearbeiten. Quelle: Die Website von Frau Böckstiegel

Nachtrag: Eine Laubsägearbeit (Serviettenhalter) aus den 60er-Jahren von Kommentator Wolfgang Scherer. Danke! Foto: Wolfgang Scherer (08.01.2016)

Laubsaegearbeit

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Religionslogos

Auch die Religionen haben Markenzeichen. Hier die neun Logos von Religionen:

REligionen

Weihnachtsrätsel: Welches Logo steht für welche Religion? (24.12.2015)

Auflösung von links nach rechts. Manche Religionen haben mehrere Symbole, z. B. das Christentum das Kreuz oder einen Fisch. Wir haben uns orientiert auf der Website: The Penang Global Ethic Project.

Indigenous Spiritualities, hiermit werden alle Religionen der Naturvölker zusammengefasst (heiliges Achteck); Hinduismus (die heilige Silbe Om); Konfuzianismus (Yin und Yan, visualisieren die beiden konträren kosmologischen Grundprinzipien); Buddhismus (achtspeichiges Rad des Dharma); Judentum (siebenarmiger Leuchter = Menora); Christentum (griechisches Kreuz); Islam (grüne Mondsichel); Sikhismus (Sikh Khanda: ein zweischneidiges Schwert, ein Wurfring = Chakar, zwei Säbel); Bahaitum (neunzackiger Stern).

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Wörter als Marken

Es kommen immer mehr Wörter auf, die bewusst die korrekte Rechtschreibung verletzen. Es begann mit dem phallisch aufragenden Binnen-I einer der feministischen Linguistik, es folgte die Deutsche Bahn mit ServicePoint oder BahnCard. Der Kulturredakteur der Schwäbischen Tagblatts, Peter Ertle, hat in einer Glosse am 31.11. etliche Beispiele im Tübinger Umfeld aufgespießt: ChocolART; arTÜthek, BachChor, Ract!festival, wohn_zimmer. Alles Verletzungen der Rechtschreibung, denn Großbuchstaben sind nur am Anfang eines Wortes möglich und Satzzeichen grenzen Satzglieder ab. Die Wörter sollen auffallen, sie werden zur Marke, die unverwechselbar sein soll: „Gut getauft verkauft sich gut“ so der Slogan einer Agentur, die markentypische Sprachen entwickelt: Brand Language, Wording, Corporate Language. Andere Beispiele sind BiFi oder ChocOlé. (23.12.2015)

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Greisenfilme

Ein neues Filmgenre ist geboren: Filme über alte Menschen, ihre sozialen und gesundheitlichen Probleme. Gestern habe ich im Kino: „Ewige Jugend“ von Paolo Sorrentino angesehen. Bei der anschließenden Recherche ist mir wieder der Kritiker Wolfgang Höbel unangenehm aufgefallen, der den Film auf SPIEGEL online Kultur ziemlich verrissen hat. Er sieht zwei „Lustgreise“ oder “Greisenknaben“, die “Altherren-Erotik“ und „Machismo-Phantasien“ ausleben. Man kann den Film über Jugend und Alter durchaus kritisieren, aber dass sich alte Menschen (die Herrn im Film sind 80) mit erotischen Erinnerungen beschäftigen und sexuelle Bedürfnisse empfinden, ist dem Jungspund Höbel (Anfang 50) offenbar nur als abartig vorstellbar. Wie er wohl in dreißig Jahren über die unwürdigen Greise denkt? (21.12.2015)

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Fuck Nazis

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Beliebter Aufdruck auf linken T-Shirts, jetzt auch als Spray-Schablone und Aufkleber. Fotos: Steffen-Peter Ballstaedt (19.12.2015)

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Erinnerungsguerilla

In Tübingen sind mir an etlichen Stellen gelbe Aufkleber aufgefallen, auf denen immer eine Frage und eine Webadresse steht. Es handelt sich dabei um ein Kunstprojekt, das 2012 in Berlin gestartet wurde: In ganz Deutschland, aber auch in vielen europäischen Ländern und auf Englisch in Indonesien und Thailand kleben Einzelkämpfer existenzielle Fragen wie: Wofür lebst Du? Tut es gut, was Du machst? Wann singt Dein Herz? Kannst Du (bitte) die Welt retten? Was bleibt, wenn Du gehst? Wofür bist Du (heute) dankbar? Am 25. November 2015 wurde dem Projekt in Berlin die  Auszeichnung „Kultur- und Kreativpiloten Deutschland“  vergeben: „Organisator der Auszeichnung Kultur- und Kreativpiloten Deutschland ist das Bremer u-institut für unternehmerisches Denken und Handeln e. V. in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes. Die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung ist ein Projekt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.“ Aha, alles klar! (17.12.2015)

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Die Erinnerungsguerilla glaubt an die Macht von Fragen, die auf Geländern und Masten kleben. Foto: St.-P. Ballstaedt

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