Wissenschaftliche Beschilderungen im Botanischen Garten der Universität Tübingen (zum Vergrößeren hineinklicken). Foto: St.-P. Ballstaedt (17.01.2015)
Wissenschaftliche Beschilderungen im Botanischen Garten der Universität Tübingen (zum Vergrößeren hineinklicken). Foto: St.-P. Ballstaedt (17.01.2015)
Flirten kommt erkennbar aus dem Englischen von „to flirt“ = ursprünglich „schnell bewegen, flattern, kokettieren“. Ein Flirt ist „ein unverbindliches, spielerisches und kurzfristiges Zuneigungsverhältnis“ (Pfeifer, 1995, S. 356). Wer nicht flirten möchte kann poussieren. Noch steht dieses Verb als „veraltend für flirten“ im Duden, aber es gehört zu den aussterbenden Wörtern. Das Wort kommt in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts nach Deutschland von französisch „pousser“ = „stoßen, schieben, drängen“ und bedeutet zunächst in der Kaufmannssprache „um etwas sehr bemüht sein“. Danach Anfang des 19. Jahrhunderts taucht es in der Studentensprache in erotischer Bedeutung auf. Eine Textstelle über Diana, Princess of Wales, im SPIEGEL 27.1.2007: „Sie aalte sich auf dem Sonnendeck einer Luxusyacht, poussierte mit Dodi gut sichtbar an Bord“. Ebenfalls ein Gallizismus ist das Verb „kokettieren“, in dem das Wort „coq“ = „Hahn“ steckt, obwohl man dieses Verhalten vor allem Frauen zuschreibt (Kokette, Kokotte). Wer es lieber deutsch mag, der kann schäkern. Das Wort bedeutet urspr. „scherzen, Späße treiben“, wird dann auch als „kosen, flirten“ verwendet. Der Ursprung ist ungeklärt. Und schließlich kann man noch tändeln. In diesem Wort steckt „Tand“ = „wertloses Zeug, Nichtigkeit“. Tändeln bedeutet also ursprünglich „seine Zeit mit Nichtigkeiten verbringen“. Dann doch lieber poussieren. (13.01.2015)
Dieser Aufkleber klebt an vielen Masten und Stangen in Tübingen, Waldhäuser-Ost. Foto: St.-P. Ballstaedt (11.01.2015)
Nach einer Schrecksekunde gemischte Gefühle von Trauer und Wut über den Mord an den Blattmachern von Charlie Hebdo, und von Hochachtung vor Ihnen. Meine Französischkenntnisse habe ich über die Jahre vor allem mit Comics und Cartoons aufrechterhalten, dazu gehörten Reiser und auch Wolinski (Je ne pens qu’à ça). Der rabiate und von jeder political correctness befreite Stil der Cartoons, egal ob über Sex, Politik oder Religion, ist eine Erfrischung für jeden regen Geist. Karikaturen können böse und verletzend sein, aber eine offene Gesellschaft braucht diesen Humor als Stachel und als Ventil. Heute bewundere ich die Franzosen, die jetzt zu Tausenden auf die Straße gehen, ein wenig Voltaire scheint doch noch in ihnen zu stecken. (10.01.2015).
Soviel Aufmerksamkeit hatte die FDP seit langem nicht mehr. Die „tagesschau“ berichtete vom Dreikönigstreffen in Stuttgart und zeigte in dem Beitrag einen Schwenk von den Beinen der Frau Katja Suding – die Hamburger FDP-Spitzenkandidatin – auf ihr Gesicht. Mir fiel diese Kameraführung gleich auf, sie ist natürlich nicht fein oder sogar sexistisch. Der ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke entschuldigte sich bei der Politikerin. Trotzdem freut es mich , dass in der seriösen „tagesschau“ ein solcher Fauxpas möglich ist. Nach diesem Vorfall werden die Kameraleute sicher nach neuen Kriterien ausgewählt und ausgebildet. (08.01.2015)
Das machen nur die Beine von Dolores, dass die Señores nicht schlafen geh’n. Startbild eines langsamen Schwenks nach oben. Screenshot: St.-P. Ballstaedt
Ein Verb, das ich lange nicht mehr gelesen habe. Feudeln bedeutet einen Fußboden nass reinigen, der Scheuerlappen dazu ist der Feudel. Das Wort steht im Duden, aber nicht im Grimm’schen Wörterbuch. Der Feudel ist in Norddeutschland seit 1755 belegt. Die genaue Herkunft ist unklar, das französische Wort „faille“ für Mantel wird in Kluge’s Etymologischem Wörterbuch als Ursprung angegeben. Im Wortschatz der Uni Leipzig habe ich eine schöne Belegstelle aus den Stuttgarter Nachrichten (26.1.2011) gefunden: „Die Nordlichter klärten sie darüber auf, dass sie mit dem Feudel feudeln – und fragten höhnisch, ob Schwaben mit dem Putzlumpa putzlumpeln würden? (07.01.2015)
Ein Feudel zum feudeln. Quelle: Huhu Uet, Wikimedia Commons
Heute habe ich in der Stadt in einem trockenen Winkel eine Ausgabe von Cervantes „Don Quijote de la Mancha“ gefunden, mit einem Aufkleber „Buch auf Reisen“.
Was steckt dahinter? Eine Aktion, die man auf der Site Bookcrossing nachlesen kann. Um teilzunehmen, muss man sich dort registrieren. Dann nimmt man ein Buch, meldet dies auf der Site an und bekommt dafür einen Code. Nun klebt man ein offizielles Bookcrossing-Etikett mitsamt dem Code in das Buch, geht hinaus in die Welt und lässt das Werk frei: im Café, auf einer Bank, bei der Arbeit, in der Bahn. Irgendjemand wird das Buch finden, es vielleicht lesen und auf der Bookcrossing-Site eintragen, wo er das Buch gefunden hat. Anschließend setzt er es wieder irgendwo aus. Bislang haben etwa 1,5 Millionen Bookcrosser etwa 9,5 Millionen Bücher registriert. (04.01.2015)
Ein neuer Aufkleber klebt in Tübingen, der mir wieder einmal Rätsel aufgibt. Die Botschaft ist klar, aber wer ist der Absender? Ich vermute die Punk- und Ultra-Szene, dafür sprechen die Frakturbuchstaben und das Logo mit der geschwenkten Fahne. (03.01.2015).
Die Initialen ergeben ADHS = Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom. Aber macht das Sinn? Foto: St.-P. Ballstaedt
Scheherazade ist die Tochter des Wesirs des persischen Königs Schahrayâr. Dieser wurde von seiner Frau mit einem schwarzen Sklaven betrogen. Davon überzeugt, dass keine Frau treu sein kann, fasst er den Entschluss, sich nie wieder von einer Frau betrügen zu lassen. Er heiratet jeden Tag eine neue Frau, die er am nächsten Morgen töten lässt. (02.01.2015)
Ein Beispiel für Warenästhetik: Scheherazade auf einer Packung Basmati-Reis. Foto: St.-P. Ballstaedt
Dieses Piktogramm bedeutet nicht , dass man hier keine Hunde ausführen darf, sondern richtet sich gegen Sex mit Tieren. Setzen wir einmal das semiotische Seziermesser an: 1. Der rote Rand ist gewöhnlich ein Symbol für Verbot (siehe Verkehrszeichen), was verboten ist, wird darin ikonisch abgebildet. 2. Die rote Durchstreichung ist ein Symbol der Verneinung, damit haben wir es hier mit einer doppelten Verneinung und deshalb mit einer Bejahung zu tun. 3. Piktografische Botschaften sind immer an einen spezifischen Ort gebunden: Die durchgestrichene Zigarette bedeutet: Hier ist Rauchen verboten, aber es ist kein generelles Verbot des Rauchens. 4. Fazit: Das Piktogramm bedeutet: Hier ist Sodomie erlaubt! Foto: St.-P. Ballstaedt (31.12.2014)