Trotzworte

In Tübingen beginnt heute eine „Queere Woche“, was mich veranlasst hat, dem Wort „queer“ nachzugehen, das eine ähnliche Geschichte wie „schwul“ hinter sich hat. Beide waren ursprünglich Schimpfworte vornehmlich für Homosexuelle, dann haben diese es mit positiven Konnotationen als Selbstbenennung übernommen. Geusenworte nennt man Worte mit einer derartigen Umdeutung. Geusen (niederländisch geuzen) nannten sich die niederländischen Freiheitskämpfer im Achtzigjährigen Krieg , nachdem sie vom spanischen Adel mit dem französischen Wort „gueux“ als Bettler beschimpft wurden. Eine treffende deutsche Bezeichnung für Geusenworte: Trotzworte.

Die Bezeichnung „queer“ wurde in den USA ursprünglich abwertend für Homosexuelle verwendet, später ausgeweitet auf alle Personen, die den heterosexuellen Normen nicht entsprechen. Seit Mitte der 90er Jahre wird „queer“ als positive Selbstbezeichnung verwendet. Das englische Wort stammt vermutlich vom Deutschen „quer“ ab, das wiederum auf das lateinische Verb „torquere“ zurückgeht, das „drehen, verdrehen“ bedeutet. Queere Personen liegen quer zu den herrschenden Normen. Der Etymologie entsprechend wird ein Stadtrundgang „Queer durch Tübingen“ angeboten.

Im Wortschatz Leipzig ist „queer“ im Wortgraphen inmitten diverser Lebensformen verankert. Screenshot: St.-P. Ballstaedt (22.10.2021)

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