Witzpolizei

Aus Nostalgiegründen habe ich in einige Fasnet- und Karnevalssendungen geschaut, vor allem „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“, das wir damals mit der gesamten Familie bei Sekt, Schnittchen und Salzstengeln angeschaut haben. Mich haben vor allem die Witze interessiert, man kann dort vom Wortspiel, Kalauer, über die üblichen Witzthemen (Sex, Ehe, Obrigkeit, Kirche) bis zu einzelnen geistreichen Pointen alles hören. Ich verachte auch flache Scherze nicht, beim Vortrag meiner Verse bei Geburtstagen oder Hochzeiten kommen nach meiner Erfahrung gerade die eher bescheidenen Witze besonders gut an. Heute lese ich in der Zeitung, dass bei der Musikerfasnet in Wurmlingen ein musikalischer Beitrag über verschiedene Furzsorten so gut ankam, dass er wiederholt werden musste! Wahrscheinlich hätte ich mit etwas Alkohol im Blut auch gelacht.

Lächerlich und hysterisch finde ich deshalb die Debatten um einen Witz des Komikers Bernd Stelter über Doppelnamen und einen Scherz von Annegret Kramp-Karrenbauer über das dritte Geschlecht beim Pinkeln. Man kann diese Witze niveaulos, diskriminierend, einfältig, schmutzig usw. finden, wobei ich aber meine, dass das keine sinnvollen Kategorien für Witze sind, ein guter Witz ist schlicht treffend. Bei dem moralischen Tadel „Das ist aber ein Witz auf Kosten von …“ wird vergessen, dass Witze immer Tabuzonen, Abweichungen, Konfliktfelder aufgreifen, sie haben auch eine Funktion als Ventil, man lacht über etwas, das man bewusst oder unbewusst als bedrohlich erlebt. Also bitte keine Witzpolizei! (05.03.2019)

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