Dadaisierung

In Zürich wurde 1916 von einer Emigrantengruppe die künstlerische Bewegung des Dadaismus gegründet. Woher die Bezeichnung kommt, darüber kursieren nur Gerüchte: Kleinkindersprache? Name eines Haarwaschmittels? Koitus-Positionen „à dada“? Das passt zu einer Kunstrichtung, in der dem Zufall eine große Rolle zugesprochen wird.

Zum 100. Geburtstag wird derzeit ein gescheitertes Buchprojekt „Dadaglobe“ des Dadaisten Tristan Tzara im Züricher Kunsthaus ausgestellt (was die Dadaisten sicher missbilligen würden). Tzara hatte 1920 vierzig Künstler aus aller Welt angeschrieben und gebeten, mit Bild und Text zu einer globalen Schau der Vielfalt des Dadaismus beizutragen. „Dadaglobe Reconstructed“ versammelt alle künstlerischen Dokumente, die noch aufzutreiben waren und hat auch eine Version des geplanten Buches erstellt.

Was mich beeindruckt, ist der spielerische und intelligente Umgang mit Zeichen, Texten wie Bildern, in Collagen und Montagen. Material aus Zeitungen, Reklamen, Fotos und alltägliche semiotische Abfälle wie Fahrkarten oder Kassenbons werden neu angeordnet und – um die Sinnsuche völlig zu verwirren – oft mit aberwitzigen Legenden versehen (z.B. Max Ernst). Mit naiven Kritzeleien und in sinnfreie Lautgebilde zerlegter Sprache wird die bildnerische und literarische Kunst lustvoll provoziert. Es war eine Spaßtruppe, die antrat, um das ganze Leben zu dadaisieren. (25.02.2016)

Theo_van_Doesburg

Theo van Doesburg: Kleine Dada-Soirée, 1922. Ein Plakat soll informieren, aber das hier weigert sich. Quelle: Wikimedia Commons.

Raddad

Nachtrag: Der Dadaismus lebt, z. B. in Leipzip-Plagwitz. Foto: Wolfgang Scherer (27.02.2016)

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