Heilssuche

In einem Artikel in der Frankfurter Rundschau habe ich gelesen, dass in Frankreich im Verlauf der Covid-Pandemie etwa 500 sektenähnliche Gruppen entstanden sind. Die Grenzen zwischen Sektierern, Gesundheitsaposteln und Verschwörungstheorien sind dabei fließend. Darunter sind neue Gurus und esoterische Gruppen mit Heils- und Heilungsversprechen. Auf den deutschen Querdenker-Demos wird man eine ähnliche Mischung entdecken.

Im Umgang mit der Pandemie lässt wie in einem Labor die Entstehung religiöser Überzeugungen und Glaubensinhalte beobachten: Schon David Hume sah in den Ängsten und Sorgen, die die Menschen umtreiben, eine Wurzel religiöser Glaubensvorstelllungen: Religion als Erklärung für Bedrohliches, Religion als Beruhigungs- und Heilmittel und Religion als Kooperationsverstärker, der Menschen in Gruppen ein Wir-Gefühl verschafft.

Dabei sind selbst die aberwitzigsten Vorstellungen und Praktiken nützlich: Das Virus wurde durch den Mobilfunkstandard 5G ausgelöst;  Bill Gates ist Produzent des Virus, das als Biowaffe freigesetzt wurde; mit dem Impfstoff werden Mikrochips verabreicht; das Virus  wirke nur bei denen, die nicht an Gott glauben; der Aluhut dient der Abwehr telepathischer Einflüsse; eine Urintherapie schützt vor SARS-CoV-2 usw. usw. Offenbar ist jede Erklärungs- und Abwehrmaßnahme willkommen, um der Unsicherheit zu entgehen, mit der Menschen offenbar schlecht zurechtkommen. (12.04.2021)

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