Anstößig

Analog dem Deutschen Werberat gibt es in der Schweiz eine Institution mit dem schönen Namen „Schweizerische Lauterkeitskommission“. Hier kann jeder Beschwerde einlegen, der eine Werbung als anstößig empfindet: manipulativ, propagandistisch, sexistisch, diskriminierend, aggressiv, vergleichend usw. Die Lauterkeitskommission macht derzeit mit einer Plakataktion auf ihr 50jähriges Bestehen aufmerksam. (15.10.2016)

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Frech und mutig: ein Motiv, das gewiss auf Schweizer Bahnhöfen für Aufmerksamkeit sorgt. Quelle: www.faire-werbung.ch

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Schwerverständlichkeit

Zur Verteidigung schwer verständlicher Texte werden in verschiedenen Varianten wieder immer drei Argumente vorgebracht:

Das inhaltliche Argument. Die Wirklichkeit ist so komplex, dass sie sich nicht mit einfachen Wörtern und einfachen Satzkonstruktionen ausdrücken lässt. Mit diesem Argument verteidigt der Philosoph Johann Hamann (1730-1788) seine dunkle Prosa, hier theologisch eingefärbt: Da die Welt nur Gott und nicht dem Menschen verstehbar ist, kann ein Mensch über sie auch nicht verständlich schreiben. Die Texte spiegeln sozusagen die Nichtverstehbarkeit der Welt für den Menschen. Unverständlichkeit wird hier als Protest gegen die Aufklärung und deren Forderung, sich klar auszudrücken, verstanden. Denn Aufklärer fordern einen verständlichen Schreibstil, der auch außerhalb des akademischen Elfenbeinturms verstanden wird. Friedrich Nicolai, ein Vertreter der Berliner Aufklärung, beklagt, dass die Schreibenden in Deutschland nur auf sich selbst und „auf den gelehrten Stand“ bezogen sind und die übrigen Menschen verachten. Noch schärfer geht Christian Garve mit den Schreibenden ins Gericht, Er verlangt „Klarheit und Leichtigkeit des Styls“ und lässt das beliebte Argument nicht gelten, dass Tiefe und Gründlichkeit mit Unverständlichkeit erkauft wird, im Gegenteil: „Man kann also mit Recht sagen, daß der höchste Grad der Vollkommenheit und Ausbreitung philosophischer Ideen dann erst erreicht ist, wenn sie sich allen Menschen von gebildetem Verstande, auf eine leichte Art, mitteilen lassen.“ In dieselbe Kerbe schlägt Georg Christoph Lichtenberg: „Die simple Schreibart ist schon deshalb zu empfehlen, weil kein rechtschaffener Mann an seinen Ausdrücken künstelt und klügelt.“ Er spottet über Gelehrte, die ihre „gelehrte Notdurft auf Papier verrichten.“ Dies sind klare Worte gegen einen schwer verständlichen akademischen Imponierstil, der insbesondere in Deutschland bis heute gepflegt wird und zur Sozialisation in einige Disziplinen gehört (Groebner, 2012). Bei den Adressaten wird eine unverständliche Sprache oft als Ausdruck von Expertise oder Intelligenz aufgefasst.

Das didaktische Argument. Man darf es den Lesenden nicht zu einfach machen, schwierige Texte führen zu tieferer Verarbeitung. So wünscht sich Hamann Adressaten, die wiederkäuend lesen und sich durch den Text zum Denken anregen lassen. Lesen wird hier als ein kreativer, kein rezeptiver Akt gesehen. Dieses Argument wird gern mit pädagogischem Zeigefinger vorgetragen, aber es verschiebt die Verantwortung für das Verstehen völlig auf die Seite der Lesenden. Der oder die Schreibende braucht sich nicht um Verständlichkeit bemühen.

Das ästhetische Argument. Schwerverständlichkeit bereitet intellektuell anspruchsvollen Adressaten einen ästhetischen Genuss. Dies betrifft vor allem literarische Texte, da bietet sich dieses Argument an. Keiner wird von Thomas Mann oder Thomas Bernhard einfordern, dass sie verständlich schreiben sollen. Norbert Groeben (1982, S. 152) nennt Verständlichkeit ein „Un-Kriterium für literarische Texte“. Für Verstehensprobleme werden gern rhetorische Stilmittel wie Metaphern, Ironie und Allusionen (= Anspielungen) verantwortlich gemacht, die eben manchen Lesenden überfordern. Das ästhetische Argument gilt aber sicher nicht für Lern- und Fachtexte.

Alle drei Argumente haben eine gewisse Plausibilität, aber sie verschweigen die dunkeln Seiten der Schwerverständlichkeit, sie dient oft der Verschleierung und Abschottung.

Abschottung. Schwerverständlichkeit kann als Mittel der sozialen Abgrenzung eingesetzt werden. So schreibt Friedrich Nietzsche im 381. Aphorismus der „Fröhlichen Wissenschaft“_: „Es ist noch ganz und gar kein Einwand gegen ein Buch, wenn irgend jemand es unverständlich findet: vielleicht gehörte eben dies zur Absicht seines Schreibers – er wollte nicht von „irgend jemand“ verstanden werden. Jeder vornehmere Geist und Geschmack wählt sich, wenn er sich mitteilen will, auch seine Zuhörer; indem er sie wählt, zieht er zugleich gegen die anderen seine Schranken.“ (Nietzsche, 1981, 256). Schwerverständlichkeit ist hier eine elitäre Strategie, sich nur Gleichgesinnten mitzuteilen und andere auszuschließen. Eine vergleichbare sektiererische Einstellung findet man in den „Schwarzen Heften“ von Martin Heidegger: „Künftig muss das Unverständliche gewagt werden: jedes Zugeständnis an Verständlichkeit ist schon Zerstörung.“ Noch ein Zitat: “Das Sichverständlichmachen ist der Selbstmord der Philosophie”. Hiermit wird Kommunikation bewusst verweigert und nur Eingeweihte dürfen in den Elfenbeinturm des Philosophen eintreten.

Verschleierung. Zudem wurde immer wieder der Verdacht laut, dass schwer verständliche Texte nur eine Schwäche der Argumentation verdecken sollen. Wer klar denkt, der kann sich auch klar ausdrücken. Wer verschwurbelt schreibt, der denkt auch so. Es gibt die „intendierte Schwerverständlichkeit“ (Göpferich, 2002), bei der durchaus gewollt ist, sich unverständlich auszudrücken, weil man eigentlich wenig zu sagen oder etwas zu verschweigen hat. Schwer verständliche Texte benötigen dann Vermittler wie Exegeten, Pressesprecher, Übersetzer, Kommentatoren usw., die eine Interpretationshoheit beanspruchen. Unverständlichkeit verweist hier auf eine verdeckte Machtausübung, z. B. in Politik, Religion oder Recht (Enzensberger, 2004). Schwerverständlichkeit haftet immer etwas Esoterisches und Sektiererisches an.

(Aus meinen Skript zur Lehrveranstaltung „Verständlichkeit“ an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Winterthur). (09.10.2016)

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Baderegeln

Obwohl sexuelle Belästigungen statisch nicht zugenommen haben, wurden die Verhaltensregeln in vielen Bädern überarbeitet. Mit neuen Piktogrammen und neuen Sprachen (vor allem arabisch) soll damit Flüchtlingen die deutsche Leitkultur nähergebracht werden.

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In der Variante der Arbeitsgemeinschaft öffentlicher Bäder Baden-Württemberg wird auch die sprachliche Anmache berücksichtigt! Quelle: Arge B-W.

 

 

 

baderegeln-tuebingenTübingen Hallenbad in sechs Sprachen und als Verbot überdeutlich: roter Kreis + Durchstreichung + “NO!”. Quelle: swt Stadtwerke Tübingen

 

 

 

 

 

 

 

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Aus der Münchener Schwimmbad-Ordnung, die auch in Berliner Bädern übernommen wurde: Hände weg vom fremden Po! Quelle: www.brigitte.de

 

 

 

 

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Aus den Salzburger Baderegeln. Das erste Bildpaar soll auf die getrennten Umkleideräume hinweisen. In Unterhose ist Schwimmen nicht erlaubt! Abstand zu anderen Geschlecht halten, nicht auf den Busen glotzen und keine Fotos machen. Quelle: www.salzburg.com

Auch für manche deutsche Badegäste sind das nützliche Tipps zur Integration in die Badekultur. (02.10.2016)

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Eduard Engel

Wer sich mit verständlichem Stil beschäftigt, der kommt um die Stillehren von Ludwig Reiners nicht herum: „Stilkunst. Ein Lehrbuch deutscher Prosa“ (1943) und „Stilfibel. Der sichere Weg zum guten Deutsch“ (1951). Auch der aktuelle Stilpapst Rolf Schneider greift gern lobend darauf zurück. Durch einen Aufsatz des Schweizer Altphilologen Stefan Stirnemann „Ein Betrüger als Klassiker“ bin ich darauf gestoßen, dass das Werk von Reiners weitgehend ein Plagiat ist, abgeschrieben und modifiziert von Edward Engel, der als sein „Lebensbuch“ eine „Deutsche Stilkunst“ veröffentlicht hat (1911 bis 1931 in 31 Auflagen). Engel war Jude und erhielt Publikationsverbot, seine Bücher waren unerwünscht und er starb verkannt und verarmt. Das nutzte Ludwig Reiners, im Brotberuf Direktor einer Textilfirma, plünderte Engels Schriften, kürzte sie an vielem Stellen, versah sie mit einigen nationalsozialistischen Phrasen (er war seit 1933 in der NSDAP) und veröffentlichte 1944 die „Deutsche Stilkunst“, bis heute als Standardwerk im Buchhandel (allerdings ohne die nationalsozialistischen Phrasen).

Es ist ein großes Verdienst der Anderen Bibliothek, dass sie jetzt in zwei Bänden Engels Stilkunst wieder zugänglich gemacht hat, mit einem sehr aufschlussreichen Vorwort von Stefan Stirnemann, die mit dem Satz schließt: „Nun erhält Edward Engels Lebensleistung den Namen zurück.“ Man muss nicht allen Wertungen des sehr leidenschaftlich argumentierenden Engel teilen, aber hier schreibt ein überaus belesener Literat, der die deutsche Sprache perfekt beherrscht.

Schließlich noch eine Abbitte: Unter der Überschrift „Entwelschung“ habe ich am 1.1.2015 über Edwards Engels „Verdeutschungswörterbuch“ geschrieben, das ich zufällig in einem Antiquariat entdeckt hatte. Dabei habe ich mich über seine Eindeutschungen von Lehnwörtern lustig gemacht und ihn als Kämpfer für ein reines Deutsch als einen Wegbereiter der Ideologie des Nationalsozialismus bezeichnet. Jetzt habe ich gelernt, dass die Nationalsozialisten gar nicht gegen Fremdwörter waren: „Zur Sprache einer eroberten Welt gehörten für die Nationalsozialisten auch Fremdwörter“ (Stirnemann, 2016, XV). Und einen weiteren Aspekt habe ich übersehen: Edward Engel war gegen die Fremdwörter, weil sie die Verständigung behinderten: „Die Fremdwörterei ist die granitne Mauer, die sich in Deutschland zwischen den Gebildeten und den nach Bildung ringenden Klassen erhebt.“ Die Stilkunde von Engels lese ich jetzt mit großem Gewinn. (28.09.2016)

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Eduard Engel: Ein jüdischer Schriftsteller, der um sein Lebenswerk gebracht wurde. Quelle: Wikimedia Commons

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Erlaubnis

Auf den ersten Blick ist es hübsch, wenn am Eingang des Botanischen Gartens in Zagreb nicht nur Verbote angezeigt werden. Hier ist erlaubt, mit Kinderwagen in den Garten zu gehen, Pflanzen zu berühren und zu malen, wenn man andere Besucher nicht stört. Aber auf den zweiten Blick ist es seltsam, dass derartig harmlose Tätigkeiten ausdrücklich erlaubt werden. (27.09.2016)

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Piktogramme, die in einem öffentlichen Raum etwas erlauben. Foto: Max Steinacher

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Bedrohlich

Von den neuen Schockbildern auf Zigarettenschachteln ist eines ganz besonders schockierend: Ein Foto, auf dem ein nackter Mann in Embryo-Stellung auf seiner zerwühlten Bettdecke liegt. Darüber die Überschrift: „Rauchen bedroht Ihre Potenz“. Der Text-Bild-Bezug ist etwas seltsam, aber lässt der Fantasie gewisse Freiheiten. Offenbar hatte der junge Mann kein Glück bei der emissio penis und ist frustriert, dass die Zigarette danach ausfällt. (23.09.2016)

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Ein Schockbild, mit dem man viele Geschichten erzählen kann. Foto: St.-P. Ballstaedt

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Postfaktisch

Ein Adjektiv erobert das deutsche Feuilleton: postfaktisch. Was sind Fakten? Wer sich mit Erkenntnistheorie befasst hat, der weiß (auch ohne postmoderne Belehrung), dass es das factum brutum nicht gibt: Auch Fakten machen nur im Rahmen von Interpretationen Sinn, aber sie müssen eine empirische Verwurzelung haben. Man kann zwar an Messverfahren oder Interpretationen zweifeln, aber ein Faktum lässt sich nur durch argumentative Kritik oder bessere Daten bekämpfen. Allein Gefühle dagegenzusetzen, das reicht nicht aus. Die alte Debatte, ob der Mensch eher durch Emotionen oder die Vernunft gesteuert ist, kann nur ein Ergebnis haben: Natürlich muss man Gefühle ernst nehmen, aber sie kommen aus alten Bereichen des Gehirns, die durch phylogenetisch obere Bereiche kontrolliert werden. Das ganze Unternehmen der Wissenschaft dient vor allem dazu, auf lange Sicht die Beliebigkeit von Aussagen einzuschränken. Ein Wutbürger, der auf die Lügenpresse schimpft, weil er dort nicht lesen kann, was er fühlt, macht von seinem Gehirn nur einen sehr einseitigen und beschränkten Gebrauch.

Warum aber gleich ein postfaktisches Zeitalter ausrufen, wenn einige Personen und Gruppierungen ihre Emotionen nicht kontrollieren können! Pegida und die AfD benutzen den Slogan „Mut zur Wahrheit“, aber sind an ihr überhaupt nicht interessiert. Religiöse Extremisten pflegen ihre dubiosen religiösen Gefühle, die nicht verletzt werden dürfen. Die Anhänger von Donald Trump bejubeln jeden seiner Hirnfürze, auch wenn sie den Fakten völlig widersprechen. Aber auch viele von jeder Kenntnis freien Kommentare in sozialen Netzwerken sind eine Warnung, das Erbe der Aufklärung nicht zu verspielen. Und Politiker stehen hier in der Verantwortung, nicht jedem Gefühl nachzulaufen, um durch ein paar Stimmen ihren Status abzusichern. In einem Gastkommentar in der NZZ von Edward Kaeser habe ich einen Satz gelesen, der zusammenfasst, was ich sagen möchte: “Die Zersetzung der Demokratie beginnt mit der Zersetzung ihrer erkenntnistheoretischen Grundlagen.“ (22.09.2016)

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Origamic architectur

Das Arbeiten mit Papier hat eine lange Tradition in Japan. Der japanische Architektur-Professors Masahiro Chatani hat zuerst Glückwunschkarten geschnitten und gefaltet, dann kam er auf die Idee, dass diese Handarbeiten ein gutes Mittel sind, um räumliches Denken in Architektur und Kunst zu fördern. Es gibt inzwischen verschiedene Stile, aber alle erinnern an die sogenannte Pop-up-Bücher, die beim Aufklappen ein dreidimensionales Bild ergeben. (17.09.2016)

pop-up-buch  origamic

Aufgeklapptes „Stehauf-Buch“ von 1937 aus dem Schreiber-Verlag. Quelle: https://www.flickr.com/photos/diepuppenstubensammlerin/25089694574 – Die Glückwunschkarte danaben wurde 2016 von Wolfgang Jäckle mit dem Skalpell geschnitten. Das Motiv “Bavaria 1/3” stammt von einem alten undatierten Scherenschnitt. Aufgeklappt zeigt sie eine Tanzszene vor einem blauen Hintergrund. Foto: St.-P. Ballstaedt

Nachtrag: Noch zwei Beispiele aus der Werkstatt von Wolfgang Jäckle: “Ständchen” und “Help”.

Digital StillCamera

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Gut vorbereitet

Gern spieße ich helvetische Besonderheiten auf. Diesmal habe ich in einem Automaten auf dem Bahnsteig in St. Margarethen folgendes Angebot entdeckt: nebeneinander links Partysticks, rechts Präservative und in der Mitte ein Schwangerschaftstest. (14.09.2016)

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Praktisches Automatenangebot in der Schweiz. Foto: St.-P. Ballstaedt

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Historischer Humor 5

In einer Witzsammlung von Otho Melander aus dem Jahr 1617 kann man folgenden Witz lesen:

Von einem Artzt

Ein Artzt zoge von Rhom gen Athen / unnd wolt daselbsten die Griechische Sprach lernen. Da er nu die Grammatic durchlesen / und ein wenig Fundament darinn geleget hatte/ fieng er an Homerum zulesen / welcher dann viel vom Trojanischen Krieg geschrieben /sagt endlich: Da Achilles so hoch zu rühmen ist /weil er tappferlich für die Griechen gestritten / unnd viel umbs Leben bracht hat /wieviel mehr wird mich dann Griechenland preissen / in dem mein Kunst noch etwas grössers hinder sich hat /dann ich brauch nicht Wehr und Waffen /sondern schöne Kreuter /Wurtzeln unnd dergleichen /damit schick ich mehr Leuth auff den Kirchhof und unter die Erden /als Achilles jemals mit seinen Waffen erwürget hat.

Dass Ärzte ihre Patienten unter die Erde bringen, ist ein uraltes Witzmotiv, aber diese alte Variante wirkt auf uns nicht witzig, der Witz ist narrativ langatmig, es fehlt die zündende Pointe. Eine zweite Variante des Witzmotivs stammt aus den Fliegenden Blättern 1920:

Ausgerottet

„Hatten Sie nicht früher eine zahlreiche Verwandtschaft?“ – „Ja, aber vor einigen Jahren hat doch ein junger Arzt in unsere Familie geheiratet….“

Während beim Witz von 1617 das Verstehen explizit sprachlich angeleitet wird, bleibt beim Witz von 1920 viel implizit und muss zum Verstehen erschlossen werden. Und es geht noch knapper bei Otto, in der Presse gern als Blödelbarde bezeichnet:

„Schwester! – Zange! – Tupfer !– Sterbeurkunde!“

Das Witzmotiv zeigt eine Tendenz zur Verkürzung, wohl weil der Verständnishorizont der Adressaten das zulässt. Witze folgen zunehmend einem Ökonomieprinzip: Mit möglichst wenig Sprache soll kognitiv viel bewirkt werden. (09.09.2016)

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