Eingefleischt

Heute lese ich im Schwäbischen Tagblatt den Satz: „Ein eingefleischter Vegetarier geht nicht in eine Metzgerei.“ Das Adjektiv „eingefleischt“ hat es mir angetan, eine Wortbildung wie „eingemacht“, „eingestellt“, „eingerichtet“. Das sind Ableitungen der Verben „einmachen“, „einstellen“, „einrichten“. Aber gibt es das Verb „einfleischen“? Im Duden und im Leipziger Wortschatz nicht, aber wieder einmal im Grimm’schen Wörterbuch. Das Wort gibt es im Althochdeutschen als „infleiscan“, offenbar eine Übersetzung des lateinischen „incarnare = zu Fleisch werden“, ein Verb, das es im Spätlatein nicht gibt, das aber im Mittelalter als Wort gebraucht wurde, um die Fleischwerdung bzw. Einfleischung Gottes in Jesus zu benennen. Derartige neue Wortbildungen werden als Mittellatein bezeichnet. Das Partizip „eingefleischt“ wird oft gebraucht, z.B. bei Luther, Wieland, Goethe, Pestalozzi. Es hat die Bedeutung „in Fleisch und Blut übergegangen“, „unverbesserlich“, „fest überzeugt“ angenommen. (11.05.2023)

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