Wer dem Ursprung des Wortes „Fresszettel“ nachgeht, der landet wieder bei den Andachtsbildchen: Ab dem 18. Jahrhundert gab es briefmarkenformatige Schluckbildchen als Bestandteil einer religiösen Hausapotheke. Sie wurden in ganzen Bögen auf leichtem Papier gedruckt, um in Wasser aufgeweicht oder in Speisen beigegeben nicht im Hals stecken zu bleiben. Die Zettel gab es in Wallfahrtsorten, in Klöstern oder bei fahrenden Quacksalbern. Sie sollten nach Verzehr vor Krankheiten schützen oder sie heilen: „Fieber bleib aus/ N.N. ist nicht zu Haus“ stand z.B. auf einem Fresszettel, auf dem der Name des Kranken eingeschrieben war. Auch das Vieh musste derartige Papier-Medikamente schlucken. Die Kirchen billigten den volkstümlichen Brauch, sofern er nicht mit Aberglauben verbunden war. (17.04.2023)
Ein Bogen Schluckbildchen mit christlichen Motiven zum Ausschneiden für verschiedene Anlässe, vermutlich 19. Jahrhundert oder früher. Quelle: Wikimedia Commons.
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