Am 22.05.2014 habe ich diesen Blog mit dem Thema Leidbilder gestartet, mir hat das Wortspiel Leitbild versus Leidbild gefallen. Kleine Bildformate haben mich schon immer fasziniert, z.B. Sammelbildchen oder Briefmarken als wohl kleinste visuelle Kommunikation. Ein weiteres Beispiel sind die Andachtsbildchen für Gläubige.
Größere Andachtsbilder kannten schon die mittelalterlichen Gläubigen, vermutlich gingen Anregungen dazu von den Ikonen aus (so Hans Belting). Im 14. Jahrhundert wurden vor allem in Frauenklöstern kleine Bildchen auf Pergament, Papier oder Stoff gemalt als dekorative Einlage für das Gebet- oder Gesangbuch. Die Bildchen wurden zu einer guten Einnahmequelle der Klöster und es wurde reger Handel damit getrieben. Für gehobene Stände wurden im 17. Jahrhundert aufwendige Bildchen mit Papierschnitt und Spitzen hergestellt. Mit Erfindung des Holzschnitts und des Kupferstichs verbreiteten sich Heiligenbildchen in hohen Auflagen und auch die künstlerische Qualität wurde besser.
Das gedruckte Andachtsbildchen kam im 19. Jahrhundert auf. Meist ohne künstlerischen Anspruch wurden Motive aus der christlichen Ikonografie verwendet: Stationen aus dem Leben und Leiden Jesu Christi, Mariens und der Heiligen, Schutzengel, das Lamm Gottes, religiöse Symbole wie z.B. das Herz Jesu oder das Kreuz.Die Bildchen dienten für die kleine Andacht zwischendurch zur frommen Erbauung außerhalb der Kirche. Es gab Verlage für religiöse Druckkunst, die zu jedem Fest des Kirchenjahres oder als Andenken an eine Wallfahrt Bildchen herausgaben.
Eine Sammlung von Andachtsbildchen befindet sich im Ethnografischen Museum in Breslau (Sammlung Nikolaus von Lutterotti). Im April 2023 wird in der Diözesanbibliothek Rottenburg eine Ausstellung eröffnet, die den Andachtsbildchen gewidmet ist. Im Web gibt es einen üppiges Angebot an Andachtsbildchen, z.B. bei holyart.de. (16.04.2023)
Prägebild mit eingeklebter Chromolithographie aus dem Jahr 1896. Andachtsbild aus dem Jahr 1918: Frauen am offenen Grab Jesu. Quelle: Wikimedia Commons. Andachtskreuz aus dem Gesangbuch. Scan: St.-P. Ballstaedt
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