Hin und wieder lese ich in der BRIGITTE, der Werbezeitschrift mit eingestreuten redaktionellen Artikeln, um mich in der Welt der Frau zu orientieren.
Dort habe ich ein für mich neues Wort gefunden: Polyamorie, ein griechisch-lateinisches Kompositum, das irgendwie sehr cool klingt. Es bezeichnet die Idee, dass man mehr als einen Menschen zur gleichen Zeit lieben kann, mit der gemeinen Klausel, dass alle Beteiligten das wissen und damit einverstanden sind. Als Abgrenzung zur Freien Liebe müssen die Verbindungen „langfristig und vertrauensvoll“ angelegt sein, also nicht Swinging, Promiskuität, One-Night-Stands, Prostitution oder heimliches Fremdgehen. Dass man mehrere Personen liebt, soll ja immer wieder einmal vorkommen, die fallen einem Bertrand Russel, Bert Brecht oder Jean-Paul Sartre ein. Aber warum man dazu einen eingetragenen Verein gründen muss, bleibt mir ein Rätsel.
In der Terminologie sind die Polyamorösen sehr kreativ. Sie kennen keine Eifersucht, sondern Compersion, übersetzt als Mitfreude oder Resonanzfreude: Sie empfinden intensive Freude, wenn ein geliebter Mensch mit einem anderen Partner in einem zärtlichen, erotischen oder intimen Kontakt glücklich ist. In diesem Zustand fühlen sie sich „frubbelig“, so das adversative Adjektiv von „eifersüchtig“. Da ist der Prozess der Zivilisation aber schon weit vorangekommen! Schaut man sich im Polyamoren Netzwerk e.V. (PAN) um, welches Thema wird ausführlich diskutiert: die Eifersucht! Es wird sogar ein Coaching für Polyamoröse angeboten! Für das Beziehungsmanagement ist die Mehrfachliebe eine äußerst schwierige und zeitraubende Aufgabe. Dafür wird man aber mit mehr Authentizität, Selbstentfaltung und Lebendigkeit belohnt! (26.05.2017)
Die Polyamorie hat natürlich ein Logo: Das Herz mit dem Symbol für Unendlichkeit. Wäre auch für den Muttertag geeignet. Quelle: Wikimedia Commons
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